Musk brach von Anfang an mit den Konventionen der Branche. Bei der Digitalisierung und der ?Batterie sind die Kalifornier der ?alten Autowelt immer noch voraus. Tesla ist der Maßstab für Software-Integration und Batterieleistung. Die Konkurrenz bildete derweil Taskforces, die analysierten, was Tesla anders macht als sie selbst. Man wollte dem Geheimnis auf die Schliche kommen.
Tesla hat sich zudem zu einer "Lovebrand" gemacht, wie es etwa Apple bei Smartphones, Tablets und Notebooks schaffte. Tesla weckt positive Emotionen, hat Anziehungskraft, wird regelrecht vergöttert. Da schauen die Fans darüber hinweg, wenn das bestellte Produkt Macken aufweist.
Zwar arbeiten alle Autohersteller an sogenannten "Tesla-Fightern" – ein Begriff, der erstmals bei Audi 2014 auftauchte –, doch bisher hatkeiner das durchschlagende Gegenmittel gefunden. Tesla wird gleichwohl von allen Seiten bedrängt: von deutschen Premiumherstellern genauso wie von chinesischen Neueinsteigern. Es wird enger auf dem Markt. Die große Frage ist, wie Tesla darauf reagiert.
Der E-Autobauer hat erst ganze vier Modelle im Angebot. Nur Model Y und Model 3 bringen gegenwärtig das Volumen. Das Model X mit den ungewohnten Klappflügeltüren hat die Hoffnungen nicht erfüllt. Daher muss nun das vierte Modell, das neue Model Y, einschlagen. Es wird in Schanghai und bald in Grünheide gebaut.
Tesla will kein Exot bleiben. Im Gegenteil: Das Unternehmen verfolgt den Plan, zu einem Vollsortimenter zu reifen. Aus seinen großen Plänen macht Musk kein Hehl: "Mit der Zeit sollten wir alle wichtigen Bereiche abdecken", hatte der Tesla-Chef im Sommer 2020 der Automobilwoche gesagt. Das heißt nichts anderes, als dass Musk auch frontal gegen Volkswagen & Co. antreten möchte. Im Elektrobereich will er die Weltmarktführerschaft verteidigen, mit allen Mitteln.
Im Einzelnen geplant sind ein neuer Roadster, ein futuristischer Pick-up namens Cybertruck und der Elektro-Truck Semi. Diese Projekte hat Musk bereits angekündigt. Allerdings hakt es hier nicht unerheblich. Der Roadster-Start ist schon verschoben, hinter dem Truck steht ein generelles Fragezeichen.
Für die wichtigen Märkte Europa und China sind diese Modellvorhaben relativ uninteressant. Daher soll ein Kleinwagen speziell für Europa – vielleicht heißt er Model 2 oder Model B – die Modellpalette nach unten hin abrunden. Laut Gerüchten soll in Schanghai schon eine geheime Vorserienproduktion gestartet sein.
Obendrein träumt Musk von einem Minivan, der "wirklich schön aussieht", wie es Musk nennt. Den gebe es noch nicht, wie er 2020 in dem Automobilwoche-Interview sagte: "Niemand hat je einen gebaut."