Der Diesel bleibt für einige Autozulieferer noch immer ein gutes Geschäft – vorerst zumindest. Zwar ist der Dieselanteil an den Pkw-Neuzulassungen weiter rückläufig, er sank in Deutschland Ende Mai auf rund 31 Prozent. Auch in anderen europäischen Märkten wie Frankreich verliert der Selbstzünder an Boden.
Trotzdem berichtet Continental, dass die Auslastung bei Dieselkomponenten derzeit sehr gut sei.
Wie das zusammenpasst, erläutert Wolfgang Breuer, der bei dem Zulieferer die Geschäftseinheit Motorsysteme verantwortet: „Vor zwei Jahren haben wir uns dazu entschlossen, uns ganz auf größere Dieselmotoren ab mindestens 1,6 Liter Hubraum zu konzentrieren.“ Je größer Fahrzeug und Motor, desto eher kommen die Verbrauchsvorteile der Selbstzünder zum Tragen.Vorerst verdient auch Rheinmetall Automotive mit dem Diesel nicht schlecht. Horst Binnig, Chef des Zulieferers, bestätigt: „Der Umsatz wächst, und es gibt auch neue Entwicklungsaufträge.“ Zudem würden einige bisher hauptsächlich in Dieselmotoren eingesetzte Technologien wie Abgasrückführung oder Stahlkolben zunehmend auf Benzinmotoren übertragen. Von einer Restrukturierung des Dieselgeschäfts sei man „weit entfernt“.
Die hat Continental bereits hinter sich: Vor zwei Jahren entschied sich der Zulieferer dafür, die Entwicklung von Hochdruck-Dieseleinspritzsystemen mit 3000 Bar weitgehend einzustellen. Für den Serieneinsatz stehen maximal 2500-Bar-Komponenten zur Verfügung, deren Entwicklung bereits abgeschlossen ist. Die mit der Weiterentwicklung betrauten Ingenieure wurden in andere Bereiche versetzt, kümmern sich jetzt um Serienapplikationen oder bessere Benziner.
Auch wenn die Komponenten für Benziner billiger sind als die für Diesel, muss eine Verschiebung des Marktanteils aus Zulieferersicht nicht negativ sein. Denn um die CO2-Ziele der Hersteller nicht zu gefährden, müssen Ottomotoren technisch aufgerüstet werden. „Auch wenn der Benziner nur mit einem 48-Volt-System ausgestattet wird, steigt unsere Wertschöpfung“, sagt Breuer. Binnig rechnet ebenfalls mit steigendem Wert durch elektrische Teile: „50 Prozent unserer Komponenten haben bereits heute einen Kabelanschluss.“
Bosch, klare Nummer eins im Dieselzuliefergeschäft, will sich hingegen „angesichts der aktuellen Situation“ gegenüber der Automobilwoche weder äußern noch schriftliche Fragen beantworten. Im Geschäftsbericht heißt es jedoch: „Zu den nennenswerten Risiken gehört ein signifikanter Nachfragerückgang bei Dieselpersonenwagen.“
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