Schon so mancher chinesische Autohersteller hat sein Glück auf dem umkämpften europäischen Markt versucht. Mit Aiways reiht sich die nächste Marke ein. Wie fast alle Neustarter aus China setzt auch das 2017 gegründete Start-up von Beginn an zu 100 Prozent auf den Elektroantrieb. Schließlich will China bei den Stromern Weltmarktführer werden.
Bislang hat Aiways lediglich ein Modell entwickelt, den U5, ein Mittelklasse-SUV in der Größe eines Škoda Kodiaq. Damit treffen die Chinesen genau in eine Lücke. Bislang gibt es in dieser Fahrzeugklasse im Volumensegment kein vergleichbares elektrisches Modell. In China hat der Aiways U5 gerade Markteinführung. Der Preis wird bei umgerechnet 35.000 Euro liegen. In Deutschland soll das Elektro-SUV ab April 2020 bestellbar sein, ausschließlich online. Showrooms und klassische Händler gibt es nicht. Das Vertriebskonzept sieht nur Leasing vor. Dazu verhandelt Aiways derzeit mit großen Leasinggesellschaften. Wer den Zuschlag erhält, will Aiways im Herbst verraten. Die Monatsraten sollen „um die 400 Euro“ liegen, heißt es aus der Firmenzentrale in Schanghai.
Um Qualität und Langstreckentauglichkeit zu demonstrieren, lässt Aiways zwei U5-Prototypen von China nach Deutschland fahren, über Kasachstan, Russland, Skandinavien, die Niederlande, Belgien und Frankreich. 14.000 Kilometer insgesamt. Ziel: die IAA in Frankfurt. Die Automobilwoche konnte exklusiv die Etappe von Moskau nach St. Petersburg begleiten und schaffte dabei knapp die versprochenen 500 Kilometer elektrische Reichweite.
Den U5 treibt ein 140 kW starker E-Motor von BorgWarner an. Parallel entwickelt Aiways ein eigenes Antriebspaket. Bei den Batteriezellen arbeitet man mit CATL zusammen und setzt das Akkupaket (65 kWh) in einem eigens dafür gebauten Werk in Changshu zusammen. In einer ersten Phase können hier jährlich 35.000 Einheiten gefertigt werden. Der Ausbau ist bereits geplant, schon allein, um die 150.000 U5 zu bestücken, die in Shangrao anfangs vom Band laufen sollen. Das neue Werk wurde für jährlich 300.000 Fahrzeuge ausgelegt.
Stolz sind die Aiways-Entwickler auf ihre Karosseriestruktur. Die Plattform MAS („More Adaptable Structure“) besteht aus Aluminium, der Aufbau dagegen aus Stahl. So soll der U5 nur 1730 Kilogramm wiegen.
In Europa muss sich Aiways noch einen Namen machen. „Das Vertrauen der Kunden muss erst gewonnen werden“, sagt Peter Fintl, China- und E-Mobilitätsexperte des Beratungsunternehmens Altran. „Der U5 trifft bald auf etablierte Konkurrenz, allen voran auf Volkswagen. Und die Wolfsburger verfügen über eine exzellente Vertriebsorganisation.“
Lesen Sie auch: