Maybach statt Mittelklasse

Das Automobil ist am Ende? Es hat mehr Wert denn je. Die Premiumhersteller streben nach Höherem. Das Auto ist in den Augen der CEOs ein Luxusgut wie eine Hermès-Handtasche. Die Strategie lautet: mehr Chic-Chic, weniger Kleinklein.

Die Oberklasse ist das neue Kerngeschäft von Mercedes-Benz, BMW und Audi. "Was schon immer der Kern unserer Marke war, ist nun auch der Kern unserer Strategie: das Luxussegment", sagte Mercedes-Chef Ola Källenius bei der Vorstellung der Exklusivstrategie an der Cote d’Azur. Die drei Segmente von Mercedes heißen "Top-End Luxury", "Core Luxury" und "Entry Luxury". Darunter ist: nichts.

Auch die Wettbewerber BMW und Audi haben ihre jüngsten Topergebnisse bereits der Strategie zu verdanken, sich auf die hochpreisigen Modelle wie den Siebener oder den A8 zu konzentrieren. Das ist die verheißungsvolle Zukunft. Und alle nehmen sie gleichzeitig kleinere Modelle aus dem Programm. Bei Audi sind es A1 und Q2, Mercedes streicht die komplette B-Klasse, BMW lässt den i3 auslaufen.

Allerdings verliert das deutsche Premium-Dreigestirn damit neue, jüngere Kunden, die in unteren Segmenten einsteigen und der Marke dann das ganze Leben treu bleiben. Dieses Feld überlassen sie nun den Volumenherstellern. Renault und Peugeot freuen sich schon. Luxus ist in Elektro-Zeiten aber nicht mehr nur etablierten Autobauern vorbehalten. Neue Konkurrenz ist längst da. Immer mehr Start-up-Hersteller, egal ob aus China (Nio) oder den USA (Lucid), bieten Performance, Hightech und Bling-Bling an, das sich messen lassen will. Auch bei der Batterieleistung müssen sie sich nicht mehr verstecken. Die neuen Player sind ernst zu nehmen.

Das Luxus-Rennen hat erst begonnen. Hoffentlich wird es nicht zum Luxus- Problem.

Aus dem Datencenter:

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – April 2022 und Entwicklung