Stuttgart. Keller war in den vergangenen beiden Jahren technischer Geschäftsführer beim Automobilzulieferer Fehrer. Mit seiner Berufung geht eine fast zweijährige Hängepartie für MBtech zu Ende, die zu einem substanziellen Verlust von Mitarbeitern geführt und das Geschäft gelähmt hat. Im Frühjahr 2011 hatte Automobilhersteller Daimler begonnen, einen strategischen Investor für seine wenig profitable und in hohem Maße vom Mutterkonzern abhängige Tochter zu suchen. Im Dezember 2011 schließlich einigten sich die Schwaben mit dem französischen Engineeringdienstleister Akka auf den Verkauf von 65 Prozent der MBtech-Anteile, den Minderheitsanteil will Daimler behalten. Laut Geschäftsbericht erhielten die Schwaben dafür gerade einmal 48 Millionen Euro, vor Steuern blieb ein Gewinn von zehn Millionen Euro. Kurz nach Abschluss des Verkaufs trat im Mai 2012 der Sprecher der Geschäftsführung, Werner Kropsbauer, zurück. Sein Kollege Hartmut Tresp übernahm eine Beraterposition.
Bis zum Antritt von Keller führte Finanzvorstand Christoph Schmidt-Arnold das Unternehmen. „Unser fachliches Know-how und unser Dienstleistungsportfolio ist bereits überzeugend und wettbewerbsfähig. Nun müssen wir die PS auch auf die Straße bringen“, so Keller. Oberste Priorität hat dabei der Aufbau eines schlagkräftigen Vertriebs samt Key-Accounting. Dieser soll einerseits neue Kunden außerhalb des Daimler-Konzerns und in anderen Branchen gewinnen, wobei zunächst die deutschen Hersteller im Fokus stehen. Andererseits muss sich MBtech Keller zufolge als „normaler“ Dienstleister nun auch stärker um Daimler bemühen, damit die Schwaben weiterhin Schlüsselkunde bleiben. Gleichzeitig wird das Geschäft mit anderen Autobauern hochgefahren: „Unsere Zusammenarbeit mit BMW ist sehr erfolgversprechend, und auch unser Geschäft mit Porsche entwickelt sich gut“, betont Keller. Zudem gebe es mit französischen Autoherstellern Gespräche. „Dabei hilft uns Akka als Türöffner.“ Die Franzosen waren bislang hauptsächlich in der Luft- und Raumfahrt und im Industriesektor tätig. Mit MBtech als automobilem Kompetenzzentrum hat sich Akka eine wichtige Branche erschlossen – ein Geschäft, das weltweit stark ausgebaut werden soll. Bei MBtech stellt Keller nun alle Aktivitäten auf den Prüfstand, die kein Geld verdienen: „Für mich ist Profitabilität das Wichtigste. Mit Aufträgen, die keine Marge enthalten, kann man kein Unternehmen entwickeln.“MBtech vor Neuausrichtung
Aus der ehemaligen Daimler-Tochter MBtech soll innerhalb von zwei Jahren ein eigenständig agierender und wettbewerbsfähiger Engineeringdienstleister werden. "Wir müssen das Unternehmen deutlich marktfähiger gestalten, als das heute der Fall ist. Da gibt es noch jede Menge Potenzial zu heben“, sagte Harald Keller, der seit dem 1. Februar an der Spitze von MBtech steht, im Gespräch mit der Automobilwoche. Er will den Umsatz des Entwicklungsdienstleisters bis Ende 2014 möglichst verdoppeln und eine zweistellige Umsatzrendite erzielen.