Berlin. Der Autohersteller will den Vertrieb sowie das Ersatzteil- und Servicegeschäft in den Landesgesellschaften jeweils den Sparten Pkw, Transporter und Lkw zuteilen. Von dieser Maßnahme – intern „Customer Dedication“ genannt – verspricht sich Daimler eine stärkere Kundenfokussierung und bessere Marktausschöpfung. Faktisch bedeutet dies die Entmachtung der Länderchefs. Davon betroffen ist auch MBVD. „Mit Customer Dedication stellen wir den Konzern organisatorisch noch stärker nach Geschäftsfeldern auf. Derzeit arbeiten wir an der zukünftigen Struktur und können uns nicht zu Details äußern, solange diese nicht final definiert ist“, teilte MBVD auf Nachfrage mit.
Mercedes-Händler befürchten Nachteile im Servicegeschäft
Die von Daimler verordnete Neuausrichtung des weltweiten Vertriebs sorgt für Unruhe in der deutschen Großhandelsorganisation (MBVD) in Berlin und für große Bedenken bei den Händlern. Diese fürchten zusätzlichen Druck im Servicegeschäft. Denn im Daimler-Konzern steht die spartenübergreifende, hoch profitable Organisation „Global Parts & Services“ vor der Zerschlagung. „Wenn der Vertrieb den direkten Zugriff auf das Ersatzteil- und Servicegeschäft hat, könnte er versucht sein, den Absatz durch günstigere Service-Konditionen zu fördern“, befürchtet man im Mercedes-Handel. Es bestehe die Gefahr, dass der für den Handel wichtige Gewinnbringer Aftersales unter die Räder kommt.
Große Personalrochade
Nach Informationen der Automobilwoche ist die Unruhe in Berlin groß, da mit der Neuaufstellung weitreichende Personalentscheidungen verbunden sind. Bislang berichten die Vertriebschefs für Pkw, Transporter und Lkw an MBVD-Chef Harald Schuff. Künftig werden sie direkt der Zentrale unterstellt. Wahrscheinlich wird Schuff das Pkw-Geschäft übernehmen und damit für Vertrieb und Aftersales verantwortlich sein. Offen ist, was mit dem Transporter- Verantwortlichen Matthias Hindemith und seinem Lkw-Kollegen Andreas Schmid passiert. Auch die Position von Ulrike Mönnich, die unter Schuff die Händlernetzentwicklung betreut, muss wohl neu definiert werden. Von der Umorganisation ausgenommen werden die eigenen Niederlassungen, die von Andreas Burkhart geführt werden. Daimler will das defizitäre Niederlassungsnetz ausdünnen und denkt auch an Verkäufe einzelner Standorte. Viel umfang- und auch folgenreicher dürfte die Neuausrichtung des Aftersales ausfallen. Bei MBVD verantwortet Georg Abel spartenübergreifend das Ersatzteil- und Servicegeschäft. Mit der künftigen Aufteilung müssen viele Stellen neu zugeschnitten werden. Einige Entscheidungen im deutschen Vertrieb sind schon gefallen: Der Chef der Berliner Niederlassung, Walter Müller, geht in den Ruhestand. Nachfolger wird Jürgen Herrmann, der die Niederlassung Rhein-Ruhr leitet. Dessen Aufgabe übernimmt Daniel Bartos, heute Pkw-Vertriebschef bei MBVD. Er übergibt an Andreas von Wallfeld, der an Schuff berichtet.
