Möglichmacher und Beweger

Die Branchentransformation kennt auf jeden Fall ­einen Gewinner: Autobanken. Mit dem Wandel kommt den Finanzinstituten eine deutliche größere Bedeutung zu. Agierten die Autobanken in den vergangenen Jahren noch eher im Hintergrund, rücken sie mit ihren Angeboten zunehmend in die erste Reihe. Das gilt sowohl für die herstellereigenen Banken, die Captives, als auch für die Non-Captives, die nicht an einen Autobauer gebunden sind.

"Autobanken haben sich von reinen Finanzierungs- und Leasinginstituten zu echten Mobilitätsanbietern mit einem Komplett­angebot weiterentwickelt", sagt Anthony Bandmann, Vorstand für Vertrieb und Marketing Volks­wagen Financial Services (VWFS). "Dazu gehört das gesamte Mobilitätsspektrum von Finanzierung und Leasing über Vermietung und Auto-Abos bis hin zu Fuhrparkmanagement, Gebraucht­wagengeschäft, Tank- und Lade­lösungen sowie Payment-Angeboten. Autobanken werden damit in der Zukunft zum Dreh- und Angelpunkt des Mobilitätswandels – digitaler, direkter und kundenzentrierter."

Volkswagen Financial Services ist früh in die Vorreiterrolle ­gegangen. Der Geschäftsbereich gestaltet die Transformation mit und hat diverse Angebote bereits getestet. Mit Heycar will VWFS zu den etablierten Gebraucht­wagenbörsen Mobile.de und Auto­Scout24 eine Alternative bieten. Dazu hat VWFS auch ­andere Hersteller wie Renault und Daimler ins Boot geholt.

Digitalisierung, Flexibilisierung und Elektrifizierung sind aus Sicht von Benedikt Schell, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz-Bank, die zentralen Treiber der Branche. "Für uns bedeutet das, dass wir den Autohandel gerade bei neuen Elektrofahrzeugen mit passenden Dienstleistungen unterstützen und helfen, Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Kanalübergreifend werden wir Kunden und Händlern in ­einem einheitlichen Front-End genau die flexiblen und innovativen Finanzierungs-, Leasing- und Versicherungs-Produkte sowie Abo-Modelle bieten, die sie suchen." Ende vergangenen Jahres hat die Mercedes-Bank gemeinsam mit ViveLaCar ihr Abo-Angebot für junge Gebrauchte auf den Markt gebracht.

Noch stellen solche Angebote ein Nischenprodukt dar. Laut ­einer Umfrage von Mobility ­Finance Platform und Puls Marktforschung aus dem vergangenen Jahr haben Auto-Abos beim Neuwagenabsatz bereits einen Anteil von einem Prozent. Ein knappes Drittel (30 Prozent) entscheidet sich dafür, den Neuwagen zu ­leasen. Die klassischen Finanzierungsformen überwiegen noch: Mehr als zwei Drittel zahlen ihren Neuwagen bar (41 Prozent) oder finanzieren ihn (28 Prozent).

Aus Sicht von Martin Guse, Chef der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (BDK), muss man zwischen Captives und Non-Captives unterscheiden. "Uns ­allen gemein ist, dass wir nicht mehr nur die reine Funktion des Kreditgebers innehaben", sagt Guse. Und ergänzt: "Will ein Autohaus sich ein großes Maß an ­Unabhängigkeit bewahren, ist es künftig mehr denn je auf leistungsstarke Partner wie uns angewiesen." Die BDK schlüpft zunehmend in die Rolle des Dienstleisters und baut ihr Angebot aus. "Deshalb sind wir beispielsweise seit 2019 mit JuhuAuto Betreiber einer Gebrauchtwagenplattform, die sich eng an den Bedürfnissen der Betriebe orientiert."

Auch bei der Bank11 steht die Digitalisierung im Fokus. "Je einfacher, schneller und digitaler einProdukt verfügbar ist, desto ­besser", sagt Jörn Everhard, Geschäftsführer Bank11. Das betrifft die Absatz- oder Einkaufsfinanzierung genauso wie Versiche­rungen oder zum Beispiel den Bereich des Auto-Abos. Längst ist der Finanzdienstleister mehr als eine klassische Autobank. "Angebote, Services und Prozesse greifen ineinander und gehen weit über das bloße Finanzieren hinaus", sagt Everhard. Dabei gilt vor allem eines: Convenience is king.

Der Kunde soll es möglichst bequem haben und sich schon früh in der Customer Journey über entsprechende Angebote informieren können. Deshalb versuchen immer mehr Finanzdienstleister, Kunden mit ihren Angeboten früher zu erreichen – noch bevor sie ins Autohaus ­gehen.

Creditplus will gemeinsam mit Händler von aktuellen Trends profitieren. "Deshalb war es uns wichtig, den Handel mit Tools wieunserer digitalen Antragsstrecke auszustatten", sagt Marco Christ, Generalbevollmächtigter von Creditplus. Die Bank sei nicht nur ein Absatzförderer, ­sondern auch ein "Ertragsbringer und Möglichmacher" für Händler. Der Wandel vom Bankberater zum Mobilitäts-Consultant geht weiter.

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