Was jede elektrische Zahnbürste schon heute kann, soll zur Ausstattung künftiger Elektroautos gehören: eine Ladetechnik, die Strom induktiv, also ohne Stecker, überträgt. „Es gibt derzeit keinen Automobilhersteller, der sich nicht mit dieser Technik beschäftigt“, sagt Thomas Nindl, der für die Geschäftsentwicklung bei dem Elektronikspezialisten Qualcomm verantwortlich ist. BMW und Mercedes-Benz wollen ihren Kunden bereits dieses Jahr entsprechende Geräte für die eigene Garage zur Verfügung stellen.
Der Haken: Die erste Generation wird nicht interoperabel sein, sodass die Ladestationen nur von Fahrzeugen des jeweiligen Anbieters genutzt werden kann. Grund dafür ist die noch laufende Standardisierung durch internationale Gremien, etwa der amerikanischen Society of Engineers (SAE). Für das Jahr 2018 erwartet Nindl eine internationale Übereinkunft, sodass die nächste Gerätegeneration Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen könnte. Damit könnten auch öffentliche Parkplätze mit induktiven Ladestationen ausgestattet werden.
Parallel forschen Qualcomm und der Wettbewerber WiTricity am dynamischen induktiven Laden. Das Fahrzeug, in dessen Boden sich eine Magnetspule befindet, überfährt dabei eine in die Fahrbahn eingelassene Reihe an Gegenspulen. Das Magnetfeld wird nur in dem Sektor aktiviert, in dem sich ein aufnahmefähiges Fahrzeug befindet, was eine permanente Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur erfordert. Dass technisch auf diesem Weg eine Leistung von bis zu 20 kW bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h übertragbar ist, hat Qualcomm im noch laufenden europäischen Forschungsprojekt „Fabric“ nachgewiesen. Im Rahmen des Projekts werden bis Ende 2017 drei Teststrecken aufgebaut, eine davon in Versailles bei Paris.