Retro-Look macht digitale Zeiten erträglich

Viele Autokunden fühlen sich in der digitalen Moderne unwohl. Sie lieben das Gewohnte, Vertrautheit vermittelt Sicherheit. Deshalb erlebt das Retro-Design in der Autowelt derzeit einen Boom.

Wie verkaufsfördernd und markenbildend ein Design mit klaren Bezügen zur Vergangenheit sein kann, machen der Fiat 500 und die Mini-Familie seit Jahren vor. Aber auch neue E-Autos wie der Ford Mustang Mach-E oder der VW ID Buzz zeigen, wie geschickt die Autobauer Vergangenheit und Zukunft verschmelzen können.

Die Publikumslieblinge auf der IAA in München waren denn auch Autos mit Herzschlag-Potenzial: der knuffige Beetle-Klon Ora Punk Cat und Renaults Entwurf des elektrischen R5. Bei Opel ist man überwältigt von der Resonanz auf den Manta GSe ElektroMOD. In Rüsselsheim ist die Entscheidung gefallen: Der E-Manta wird gebaut.

Die Reminiszenz an die "gute alte Autozeit" endet aber nicht beim Außendesign, sondern dringt auch ins Interieur vor. Auf die Spitze treibt dies die chinesische Marke Ora in ihrem Modell Punk Cat. Ein großes Rundinstrument ergänzt den Flachbildschirm, das riesige Lenkrad scheint einem Käfer anno 1962 entrissen zu sein, und das cremige Farbkonzept weckt Erinnerungen an die Zeit von Heinz Rühmann und Johannes Heesters.

Eines der am meisten fotografierten IAA-Fahrzeuge dürfte der knallgelbe elektrische Renault R5 gewesen sein. "Weil SUVs langweilig sind", sagt dazu Konzern-Designchef Laurens van den Acker. "Es war überfällig, dass wir an unsere Vergangenheit anknüpfen", ergänzt Designer Gilles Vidal. Konzernchef Luca de Meo gab grünes Licht. Er hatte schon 2007 bei Fiat die Entscheidung für den späteren Dauerbrenner Fiat 500 getroffen.

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