Herr Reindl, wie wirkt sich die Transformation auf die Qualifikation der Mitarbeiter aus?
Die Elektrifizierung der Antriebe geht einher mit neuen Software-Lösungen im Fahrzeug. Darüber hinaus kann sich der Automobilhandel und -service einer Digitalisierung betrieblicher Abläufe, digitalisierten Angebotsformen sowie den neuen Herausforderungen bei der Online-Kundeninteraktion nicht verschließen.
Was heißt das für Autohäuser?
Sie brauchen Kompetenzen und neues Know-how – im Service, im Handelsgeschäft sowie im Management. Dieser Paradigmenwechsel muss planmäßig erfolgen und durch flankierende Investitionen unterstützt werden.
Wie kommt das notwendige Know-how in die Autohäuser?
Nur ein geringer Teil wird über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Branchen abzudecken sein. Insofern sind Autohäuser selbst gefordert, aber auch Hersteller, Verbände und Kammern müssen mehr machen als in der Vergangenheit. Mit unserer Zukunftswerkstatt 4.0 setzen wir einen Meilenstein. Im November öffnen wir die Pforten. Hier bieten wir Aus-, Fort- und Weiterbildung an und realisieren Versuchsaufbauten hinsichtlich neuer Technologien und Abläufe im künftigen Autohausalltag.
Die Autohäuser werden das Ziel verfolgen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Was ist entscheidend?
Die Befragungen im Rahmen von Beste Autohaus Arbeitgeber, kurz BAA, haben in den vergangenen beiden Jahren gezeigt, dass die Attraktivität stark von Soft-Faktoren wie Arbeitsklima, Führungsqualität und schlanken Strukturen geprägt ist. Auf diese Stärken müssen die Betriebe setzen. Natürlich spielt auch eine adäquate Entlohnung eine große Rolle. Aber dieser Stellhebel lässt sich nicht oder kaum beeinflussen.
Wie zufrieden sind Mitarbeiter im Arbeitsumfeld des Autohauses im Allgemeinen?
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass sie mit den etablierten Strukturen zufrieden sind. Es kommt künftig darauf an, genau diesen Stellhebel zu nutzen. Mit flankierenden Maßnahmen gilt es, dieses Feld auszubauen und in geeigneter Weise zu kommunizieren.
Wie hilft die BAA-Umfrage dabei?
Nicht zuletzt über die Kommunikation in die Branche hinein, aber auch darüber hinaus. Hohe Werte bei der Mitarbeiterzufriedenheit lassen sich nutzen, um die eigenen Mitarbeiter zu loyalisieren und neue zu gewinnen. Langfristig müssen sich Autohäuser besser als Arbeitgebermarke positionieren, also ihr Employer Branding herausarbeiten und stärken. Das ist entscheidend, um im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter auch gegen Unternehmen aus anderen Branchen erfolgreich zu sein.
In diesem Jahr findet der BAA zum dritten Mal statt. Was ist neu?
Wir behalten die Grundstrukturen bei: In sechs Beziehungsfeldern fragen wir 38 Einzelkriterien ab. Wir haben lediglich kleinere Umformulierungen sowie eine geringfügige Straffung vorgenommen. Dies ermöglicht Vergleiche mit den Ergebnissen aus den Vorjahren. Neu sind zwei Fragen zur Bewältigung der Covid-19-Phase.
Warum sollte kein Betrieb die Teilnahme an Beste Autohaus Arbeitgeber verpassen?
Die Daten liefern konkrete Ansatzpunkte zur Optimierung kritischer Beziehungsfelder im Autohaus. Die Befragung ist also kein Selbstzweck. Wir liefern ein geeignetes Instrument, um schnell Schwächen – aber auch Stärken – im einzelnen Betrieb auszumachen. Nur so kann eine zielgerichtete Optimierung der Beziehungsgefüge im Autohaus gelingen.
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