Stuttgart. „Wenn beim neuen Smart Sicherheitsbedenken aufkommen würden, hätte das dramatische Auswirkungen auf die Marke“, sagte ein Händler, der nicht genannt werden will, zur Automobilwoche. Auch bei Daimler selbst wird inzwischen diskutiert, welche Lehren sich aus dem Citan- Desaster für die anderen Kooperationsprojekte mit Renault ziehen lassen. „Es geht einerseits um die Frage der Wirtschaftlichkeit und andererseits darum, was man der Marke Mercedes zumuten kann“, so ein Insider. Der Kastenwagen Citan hatte beim Euro-NCAP-Test des ADAC nur drei von fünf möglichen Sternen erhalten. Dem ADAC zufolge offenbarte das Fahrzeug große Schwächen und Sicherheitsmängel unter anderem beim Frontalcrash und bei der aktiven Sicherheit. Weil ein Fensterairbag nicht auslöste, hat Mercedes inzwischen europaweit 3500 Fahrzeuge zurückgerufen. Der Kangoo wurde 2008 von NCAP gecrasht und hatte damals vier Sterne erhalten.
Inzwischen hat sich die Bewertung aber geändert. Warum hat Mercedes dies bei der Entwicklung des Citan nicht berücksichtigt? Dazu gibt es zwei Versionen: Eine besagt, der Fehler sei den Entwicklern durchgerutscht. Andere behaupten, Mercedes habe die Nachbesserung aus Kostengründen vermieden. In beiden Fällen liegt die Verantwortung dafür letztlich bei Daimler – bei Mercedes-Chef Dieter Zetsche und dem damaligen Leiter der Transporter-Sparte, Wolfgang Bernhard. Sie haben offensichtlich die Symbolkraft des ersten gemeinsamen Projekts mit Renault unterschätzt. Der Citan ist das erste Fahrzeug einer weitreichenden Zusammenarbeit, die Daimler im April 2010 mit dem französischen Autohersteller offiziell vereinbart hat. Um schnell in das wachsende Segment der Stadtlieferwagen zurückkehren zu können, nutzt Mercedes die Plattform des Kangoo, der bereits seit 2006 auf dem Markt ist. Doch „der Citan verkauft sich nur sehr schwer, auch weil der Preis zu hoch ist“, so ein Händler. Inzwischen hat Mercedes den Preis gesenkt. Weder bei Daimler noch bei den Händlern rechnet man mit einem weiteren Rückgang des Absatzes durch das Crash-Ergebnis: Bei Nutzfahrzeugen schauen die Kunden vor allem auf die Kosten. Bei Kleinwagen wie dem Smart spielt Crash-Sicherheit dagegen eine wichtigere Rolle. Die Heckantriebsarchitektur des Smart wird von Daimler neu entwickelt. Renault bedient sich dann dieser Plattform für ein eigenes Produkt.Sorge um neuen Smart
Nach dem verheerenden Crashtest-Ergebnis des neuen Mercedes-Benz Citan wächst bei den Händlern die Sorge um das nächste wichtige Projekt mit Kooperationspartner Renault: Im Jahr 2014 will der Stuttgarter Autohersteller die Nachfolgegeneration des zweisitzigen Smart auf den Markt bringen und die Modellpalette wieder um einen Viersitzer erweitern. Entwickelt werden die Fahrzeuge gemeinsam mit dem französischen Autohersteller, der den Viersitzer als Renault Twingo anbieten wird.