Starkes Wachstum, große Übernahmen

Der Markt für Automotive-Entwicklungsdienstleistungen wächst stark – und führt zu großen Übernahmen. In diesem Jahr ging es Schlag auf Schlag: Im Frühjahr übernahm Cognizant ESG Mobility, im Juni kündigte Accenture den Kauf des Dienstleisters Umlaut an, und im Juli gab Adecco den Erwerb von Akka bekannt. Schon 2019 kaufte Capgemini den Entwicklungsdienstleister Altran mit rund 45.000 Mitarbeitern.

Mit Ausnahme des Adecco-Akka-Deals gilt für alle: IT-Dienstleister kauft Entwicklungsdienstleister für Produkt und/oder Produktion. "Die IT im Produkt Automobil wächst immer stärker mit der Operational Technology, also der IT in Produktion, R&D und Supply Chain zusammen. Genau in diesen Feldern sind die klassischen Engineering-Dienstleister traditionell tätig und stellen daher für IT-Dienstleister eine interessante Ergänzung dar", erläutert Mario Zillmann, Partner beim IT-Analysehaus Lünendonk.

Umgekehrt dürften sich Entwicklungsdienstleister ohne ausgeprägtes IT-Know-how immer schwerer tun. Denn neben der Software-Dominanz im Automobil kommt es zu einer immer stärkeren Vernetzung der IT über die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung bis zur Nutzungsdauer des Fahrzeugs. Etwa wenn Fahrzeugsoftware auf dem neuesten Stand gehalten werden muss, Zusatzfunktionen per Upgrade verkauft oder dem Autofahrer Angebote Dritter online gemacht werden. Hier ist die Verbindung mit den Backends – ein Feld der IT-Dienstleister – zwangsläufig sehr eng.

Bestimmt werden die Veränderungen im Markt auch durch die Autohersteller. Sie "schnüren größere Vergabepakete bis hin zu Komplettlösungen in Teilbereichen. Diese Vergaben können oft nur noch die großen Entwicklungsdienstleister bedienen – oder kleinere, die bei Ausschreibungen kooperieren", betont Nina Leffers. Die Automobilexpertin und Partnerin bei Stahl Automotive Consulting ergänzt: "Hier besteht jedoch eine sehr hohe Erwartung der Auftraggeber hinsichtlich des reibungslosen Managements der Schnittstellen der Dienstleister untereinander."

Daher gilt: Größe ist wichtig. Wegen immer umfassenderer Entwicklungspakete "sind Dienstleister im Vorteil, die entsprechend groß und breit aufgestellt sind sowie eine hohe Lieferfähigkeit garantieren können", sagt auch Zillmann.

Die großen Übernahmen passen auch zu den drei Kernstrategien, die Stahl Automotive Consulting in einer Studie für den Verband der Automobilindustrie herausgearbeitet hat. Leffers beschreibt sie so:"Gesamtfahrzeug, mit immer größer werdenden Umfängen und Verantwortungsübernahme, New Tech mit dem Aufbau sehr tiefer Expertise in speziellen Bereichen, und Commodity als Reaktion auf den Kostendruck der Automobilhersteller."Bis 2030 erwartet Leffers ein Wachstum des globalen Markts für Automotive-Entwicklungsdienstleistungen auf rund 29 Milliarden Euro. Das wären gut 40 Prozent mehr als 2019.

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