Deutlich weiter sind die Ingolstädter bei der Entwicklung eines Dieselersatzes, der auf regenerativen Quellen basiert. Für den E-Diesel errichtet Audi mit Ineratec und der Energiedienst Holding eine Pilotanlage, die über eine Kapazität von 400.000 Litern im Jahr verfügen soll. Produziert wird allerdings nicht direkt Dieselkraftstoff, sondern „Blue Crude“, ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen. Der dem Rohöl ähnliche Stoff kann dann mit klassischer Raffinerietechnik weiterverarbeitet werden.
Dass die Pilotanlage in Laufenburg am Hochrhein entsteht, ist kein Zufall. Zum einen betreibt die Energiedienst Holding dort ein gerade modernisiertes Laufwasserkraftwerk, das kontinuierlich regenerativ erzeugten Strom bereitstellen kann.
Zum anderen bereitet die Schweiz als eines der ersten Länder weltweit der wirtschaftlichen Einführung synthetischer Kraftstoffe den Boden. Der Nationalrat hatte den Bundesrat im vergangenen Jahr beauftragt, ein Gesetz vorzubereiten, das die Anrechnung klimaneutraler Kraftstoffe auf die CO2-Flottenemissionen der Fahrzeughersteller vorsieht. In der Europäischen Union sind ähnliche Initiativen bislang gescheitert.
Technisch ausgereift ist die Produktion von E-Gas, synthetischem Methan, aus Windstrom. Die ebenfalls von Audi konzipierte Pilotanlage im ostfriesischen Werlte ist seit 2013 in Betrieb. Die Produktion lief laut Audi-Manager Otten rasch stabil. Vor allem sei die Anlagentechnik gut skalierbar, man könnte also weitere und größere Anlagen bauen. Dass das nicht passiert, liegt vor allem am Markt. Erdgasfahrzeuge haben trotz guter Klimabilanz nur einen Marktanteil von wenigen Zehntel Prozent. Seit 2016 nimmt ihr Anteil sogar ab. Deshalb plädiert Otten für Quoten für die Beimischung von E-Kraftstoffen: „Alle Studien zeigen, dass wir jetzt einen gemeinsamen Hochlauf von Elektrofahrzeugen und E-Fuels hinbekommen müssen, um die Klimaschutzziele für 2050 zu erreichen.“
Unter der Hand stimmen viele Experten der übrigen deutschen Hersteller dieser Einschätzung zu, auch wenn sie sich bislang nicht in der Entwicklung von E-Kraftstoffen engagieren. Ein Insider sagte der Automobilwoche: „Solange uns synthetische Kraftstoffe nicht dabei helfen, die CO2-Flottenziele zu erfüllen, werden wir unsere Kräfte auf andere Technologien konzentrieren.“
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