München. Die IT-Strategie von GM beurteilen Experten zwar unterschiedlich, einig sind sie sich aber in der Erkenntnis, dass IT-Innovationen für die Autobranche immer wichtiger werden. Dabei gibt es zwei Trends: Die klassische IT verschmilzt durch die Vernetzung des Autos mit dem Internet auch mit Elektrik und Elektronik im Fahrzeug. Dadurch werden lukrative Services wie zum Beispiel Ferndiagnose und Werkstattrouting möglich. Zweitens müssen die Fachabteilungen angefangen, von der Entwicklung bis zum Aftersales gemeinsam an neuen Dienstleistungen für den Kunden zu arbeiten. „Die Wissensvernetzung ist das, was Wert schafft, nicht die Konzentration auf einzelne Technologien“, so Joachim Warschat, Leiter des Innovationsmanagements beim Fraunhofer- Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Tatsächlich arbeiten die deutschen Autohersteller bereits mit Hochdruck an verbesserten Vertriebs- und Marketingmodellen. BMW beispielweise installiert derzeit in den wichtigsten Märkten der Welt eine neue Plattform für interaktives Marketing. Dazu gehört ein neuer, superschneller Fahrzeugkonfigurator auf der Website, der den Händler in den Informationsfluss einbindet, und eine zentrale Kundendatei mit entsprechenden Profilen.
Mercedes baut an einer zentralen webbasierten Plattform, mit deren Hilfe der Stuttgarter Autohersteller personalisierte Dienstleistungen im und um das vernetzte Fahrzeuge anbieten will. „An dem Projekt arbeiten alle Bereiche von der Fahrzeugentwicklung, dem Vertrieb und Aftersales bis zu den Financial Services“, so Daimlers IT-Chef Michael Gorriz. Audi wiederum setzt in Metropolen auf virtuelle Showrooms, wo sich aus Millionen von Möglichkeiten Fahrzeuge digital konfigurieren lassen. Damit spart ein Autohersteller in teuren Lagen nicht nur Platz. Erste Erfahrungen zeigen auch, dass im virtuellen Showroom der Verkaufsprozess verkürzt wird und dort deutlich mehr Kunden einen Kaufvertrag unterzeichnen als Besucher eines herkömmlichen Autohauses. Dagegen tut sich der Handel mit neuen IT-basierten Geschäftsmodellen schwer, weshalb das Gebrauchtwagengeschäft bereits zu weiten Teilen in den Internetbörsen stattfindet. „Diejenigen, die auf den Kunden warten, haben schlechte Überlebenschancen. Der Händler benötigt ein zentrales Customer-Relationship-Managementsystem, das mit Daten aus der Fahrzeug-IT gefüttert wird“, so Martin Rosell, Chef des Telematikspezialisten WirelessCar.Verschmelzen und vernetzen
Den wohl radikalsten Kurswechsel in der IT-Strategie vollzieht gerade General Motors. Der US-Hersteller will mittelfristig 90 Prozent aller IT-Dienstleistungen wieder im Unternehmen selbst erbringen, während heute 90 Prozent ausgelagert sind. Deutlicher lässt sich kaum zeigen, dass Innovationen durch Bits und Bytes künftig zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren in der weltweiten Autoindustrie zählen werden. GM stellt deshalb Tausende Mitarbeiter ein. "Wir suchen die neue Generation von Typen, die das Spiel drehen und uns in eine neue Ära automobiler Innovationen bei GM führen können“, so IT-Leiter (CIO) Randy Mott. Der ehemalige Hewlett-Packard-Manager will erreichen, dass der Großteil des IT-Budgets für die Entwicklung von neuen Fahrzeugen, Technologien und Services verwendet wird – und nicht für den laufenden Betrieb.