Ford muss jetzt Flagge zeigen

Die 13.000 Fordianer in Köln sind stocksauer und tief verunsichert. Nach mehreren Stellenstreichungsrunden will das Unternehmen nochmals 2900 Stellen abbauen. Zur Begründung wird auf die schwache Elektro-Nachfrage verwiesen.

Das ist eine sehr dürftige Erklärung. Hat die europäische Ford-Führung die Hoffnung aufgegeben, mittelfristig wieder die alte Marke von rund acht Prozent Marktanteil im europäischen Pkw-Geschäft zu erreichen? Haben die Chefs in Detroit das Pkw-Geschäft in Europa womöglich schon ganz verloren gegeben?

Es ist höchste Zeit für ein grundsätzliches Bekenntnis der Ford-Spitze. CEO Jim Farley oder Chairman William Clay Ford sollten jetzt unmissverständlich erklären, dass Sie auch noch über 2035 hinaus in Europas Pkws produzieren und verkaufen wollen.
 

Der Chairman hatte noch im Juni vergangenen Jahres gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz das neue Electric Vehicle Center in Köln eingeweiht. Jetzt sollte er Flagge zeigen und sagen, was er wirklich vorhat.

Bleibt dieses Bekenntnis aus, verhärtet sich unvermeidbar die Haltung von Betriebsrat und IG Metall bei den anstehenden Verhandlungen. Betriebsrat und IG Metall sind schon jetzt nicht gewillt, Gespräche über weitere freiwillige Stellenstreichungen überhaupt zu beginnen, bevor nicht ein Signal zur Zukunftssicherung vom Unternehmen kommt.

Und was womöglich noch negativer für den Autobauer wäre: Dann würden auch die Kunden draußen im Land Ford als Verlierermarke sehen - das Image würde abstürzen und damit der Wert der Marke.

Sollte die Ford-Führung denken, dass das höchst lukrative Nutzfahrzeuggeschäft der Marke in Europa auch ohne Pkw-Geschäft in Europa weiterbetrieben werden kann, dann sollten sie sich intensiver mit ihren Handelspartnern austauschen.

Kaum ein Nutzfahrzeug-Standort lebt solo ohne Pkw-Verkauf und -Service. Wie bei anderen Marken auch erwarten die Flottenkunden ein Angebot aus einer Hand für viele verschiedene Mobilitätsanforderungen.

Ohne Pkw-Geschäft droht dem LCV-Geschäft von Ford in Europa mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein massiver Einbruch. Auch das sollten Jim Farley und William Clay Ford bedenken.