Kommentar: Politischer Absatzzwang für E-Autos

Die Einschläge kommen näher. Von 2025 an gelten in der EU neue CO2-Flottenziele, die den Druck auf die Autohersteller abermals erhöhen. Gegenüber den bisherigen Regelungen, die erst 2021 verschärft wurden, bedeuten diese neuen Grenzwerte eine tiefe Zäsur.

Reißt ein Autobauer künftig seinen Neuwagen-Flottenschnitt, drohen schmerzvolle Strafzahlungen an Brüssel: 95 Euro pro Gramm und Fahrzeug. Da können schnell einige Hundert Millionen Euro zusammenkommen. Oder gar Milliarden.

Wäre die Wende zur Elektromobilität schneller vonstattengegangen, wäre dies halb so schlimm. Aber die Kunden in manchen EU-Ländern wollen die Verbrenner offenbar so lange fahren, wie es eben geht. Unterm Strich könnten die Hersteller gerade Opfer ihres eigenen Verbrenner-Erfolgs werden.

Beispiel VW: Der Golf und andere Verbrenner-Modelle sind gegenwärtig gefragt. Aber gleichzeitig muss der E‑Absatz anziehen, um Strafgelder zu vermeiden.

Neue Hoffnung bei VW liegt auf dem ID.7, der beim Kunden gut ankommt. VW hat europaweit einen BEV-Anteil von 13 Prozent. VW-Pkw-CEO Thomas Schäfer ist sich sicher, dass der Anteil nach dem aktuellen Zwischentief weiter steigt.

Die (Not-)Lösung, um Strafen zu vermeiden, lautet gerade: hybridisieren, was geht. Der Absatz von Plug-ins und Vollhybriden nimmt plötzlich zu, und Mild-Hybride sind fast schon Normalität in Verbrenner-Modellen.

Die Autobauer schrauben, drehen und deichseln an allem, um die Brüsseler Vorgaben irgendwie zu erfüllen. Aber es hilft nichts: Der E-Absatz muss steigen.

Es ist quasi politischer Absatzzwang. Das geht so weit, dass beliebte Verbrenner aus dem Portfolio genommen werden oder deren Produktionszahl verknappt wird.

Und: Um den E-Absatz zu erhöhen, müssen die Marken ab 2025 ihre Preise für Neuwagen senken. Es droht ein Preiskrieg. Käufer dürfen auf satte Rabatte seitens der Hersteller hoffen. Zumindest für sie ist dies ein gutes Zeichen.