Zur Sache: Jaguars ungewisse Wette

Es ist der letzte seiner Art. Jaguar hat mit dem F-Pace „90th Anniversary Edition“ die letzte Modellversion mit Verbrennungsmotor präsentiert. 90. Geburtstag deshalb, weil der damalige Hersteller Swallow Sidecar im Jahr 1935 erstmals einen Roadster namens „Jaguar“ herausbrachte – der  Aufstieg zum offiziellen Markennamen geschah erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jetzt bricht die Traditionsmarke auf in das nächste, rein elektrische Zeitalter der Unternehmensgeschichte. Es ist eine große E-Wette mit ungewissem Ausgang, aber aus Jaguars Sicht die große Chance auf eine abgesicherte, profitable Zukunft.

Bei der Neuerfindung von Jaguar geht es nicht nur um den Antrieb. Jaguar wird wieder Luxus. Größer, exklusiver, begehrlicher. Unverwechselbarer. Das ist das Ziel. Teurer wird die Marke auch: Einen SUV für 65.000 Euro wird es nicht mehr geben. Die nächsten Modelle starten wohl ab rund 130.000 Euro. Eine erste Designvision von „New Jaguar“ will der Hersteller Ende des Jahres zeigen. 

Jaguar ist in seiner jetzigen Form dem Tode geweiht. „Gesteuertes Aussterben“ nennt man das unter BWLern, um danach die Wiederauferstehung einer Marke mit viel Pomp zu feiern.

Jaguar musste die Reißleine ziehen. Die vergangenen Modelle haben nicht mehr funktioniert und waren nicht gut im Markt positioniert. Die Absatzzahlen sanken. Die Produktion von F-Type, XE und XF ist bereits beendet, i-Pace und E-Pace folgen am Jahresende. Fünf von sechs Modellen verschwinden gerade.

Künftig soll es nicht um Volumen gehen, sondern darum, mit der Marke nach oben zu kommen. Jaguar muss sich von der immer größer werdenden Konkurrenz absetzen. Jaguar-Chef Rawdon Glover sagte kürzlich: „Wenn wir nur E-SUVs anbieten wie es chinesische, neue Player tun, dann werden wir das nicht schaffen.“ Während sich viele Hersteller derzeit nach unten orientieren, geht Jaguar also den umgekehrten Weg.