Gewinner in Krisenzeiten

Die anhaltende Multi-Krise aus Corona, Krieg und heraufziehender Rezession schlägt den Mitarbeitern in Deutschlands Autohäusern merklich aufs Gemüt. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Ausgabe der Studie Beste Autohaus Arbeitgeber der Automobilwoche gemeinsam mit dem Institut für Automobilwirtschaft (IfA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

"Die Zufriedenheitswerte sind in allen Bereichen schlechter als im vergangenen Jahr", sagte Ifa-Chef Prof. Stefan Reindl im Rahmen der Preisverleihung für die besten Autohaus-Arbeitgeber in Frankfurt. Bewerteten Autohausmitarbeiter ihre Arbeitgeber 2021 noch mit der Note 2,23, rutschte dieser Wert 2022 auf 2,55 ab. "Das Ergebnis muss an der allgemeinen Situation liegen und nicht nur der in den Betrieben", so Reindl. Autohäuser seien nicht losgelöst vom Rest des Landes. Insofern spiegele die Befragung das Leben wider.

Rund 300 Betriebe mit etwa 11.300 Beschäftigten hatten sich in diesem Jahr angemeldet, um sich im Rahmen der Studie von ihren Mitarbeitern bewerten zu lassen. Mehr als 6.800 machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und beantworteten den Fragebogen der Wissenschaftler.

Am besten schnitt dabei das Autohaus Scheel aus Leipheim ab (Kia/Peugeot). Mit der Note 1,25 errang der Familienbetrieb nicht nur den Sieg in der Kategorie mittlere Betriebe, sondern auch das beste Ergebnis unter allen teilnehmenden Betrieben.

Knapp dahinter mit der Gesamtnote 1,26 als Sieger in der Kategorie der kleinen Betriebe folgte die AutoLevy Gruppe mit ihrem Betrieb in Euskirchen (Toyota).

Platz drei in der Gesamtwertung ging an den Sieger unter den großen Betrieben: Das Autohaus Unterberger mit seinem Standort in Bad Wiessee (BMW). Die Gruppe erwies sich zudem als der große Abstauber der Preisverleihung: Viermal landete die aus Österreich stammende Gruppe mit einem ihrer deutschen Betriebe in den Top Ten, davon zweimal in den Top drei.

Ziel der jährlichen Studie ist, Autohäusern Anhaltspunkte zu liefern, wo ihre individuellen Stärken und Schwächen bei der Mitarbeiterzufriedenheit liegen und ihnen damit auf lange Sicht die Mitarbeitergewinnung zu erleichtern. Diese gestaltet sich angesichts von Fachkräftemangel und der Konkurrenz durch die Autohersteller vielerorts sehr schwierig. "Wir haben eine relativ geringe Arbeitgeberattraktivität des Autohandels", konstatierte Reindl.

Von den insgesamt sechs Unterkategorien der Befragung bewerteten die Mitarbeiter mit der Note 2,32 am besten die Unternehmenskultur und Zusammenarbeit in ihren Betrieben. Hierbei vor allem die faire Behandlung aller Mitarbeitenden unabhängig von Ethnie, Geschlecht, Alter, Religion oder sexueller Orientierung. Verbesserungsbedarf äußerten die Befragten hingegen im Hinblick auf die Wertschätzung ihrer geleisteten Arbeit. Hier gab es nur die Note 2,81.

Schlusslicht in der Befragung war die Kategorie "Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten" mit der Note 2,78. Vor allem mit ihrem Lohn äußerten sich viele Befragte nicht zufrieden (Note 3,04). Das allerdings sei nicht wirklich verwunderlich, merkte Reindl an. Auffälliger ist, dass auch die Kategorie Transparenz und Kommunikation mit der Note 2,72 nicht gut abschnitt und viele Beschäftigte sich offensichtlich nicht gut über Entwicklungen und Veränderungen in ihren Unternehmen informiert fühlen.

Die Studie legte darüber hinaus ein bemerkenswertes Zufriedenheitsgefälle zwischen Vollzeit-, Teilzeit- sowie Führungskräften offen. Mit 2,57 gaben Vollzeitmitarbeitende ihren Arbeitgebern von allen Beschäftigten die schlechtesten Bewertungen. Teilzeitkräfte zeigten sich mit 2,38 merklich zufriedener und Führungskräfte mit der Note 2,02 regelrecht euphorisch. Dieser Widerspruch sei hochproblematisch, so Reindl. "Das sollte man sich ansehen", gab er den Anwesenden mit auf den Weg. Auch die Tatsache, dass nur noch 57 Prozent der Mitarbeiter ihren Arbeitgeber weiterempfehlen würden, sollte ein Alarmzeichen sein. Im Vorjahr bewegte sich dieser Wert noch im Bereich von 70 Prozent, so Reindl.