Auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion

Keine Emissionen im gesamten Ökosystem – einschließlich bei den Zulieferern. Der britische Traditionshersteller JLR hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Barbara Bergmeier, Executive Director of Industrial Operations, setzt sie seit Juni 2022 im Rahmen der Reimagine-Konzernstrategie um. "Unser Ziel ist es, die stolzen Schöpfer von modernem Luxus zu werden und unsere Verpflichtungen zu erfüllen, bis 2039 ein CO2-neutrales Unternehmen zu sein", so Bergmeier auf dem Automobilwoche Kongress 2023 in Berlin.

Bisher sei die Autobranche bei umweltfreundlichen Verfahren nicht gerade führend gewesen. Das müsse sich ändern, so Bergmeier. "Es gibt keinen Platz für Selbstgefälligkeit, wir müssen das Tempo des Wandels unserer Herstellungspraktiken erhöhen und mit unseren Zulieferern zusammenarbeiten, um Produkte herzustellen, die unsere Kunden mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt erwarten."

Als ersten Schritt will JLR bis 2030 die Treibhausgasemissionen in der Produktion und im Betrieb in den Scopes eins und zwei um 46 Prozent senken. Unter diese fallen direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Ressourcen (Scope eins) und indirekte Emissionen (Scope 2) etwa aus dem Verbrauch von eingekaufter Energie wie Strom. Unter Scope drei wiederum fallen indirekte Emissionen in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Letztere will JLR um 54 Prozent senken.

Insgesamt zeigte sich Bergmeier zuversichtlich, dass JLR diese Ziele erreichen wird. "Derzeit sind wir auf dem besten Weg, unsere wissenschaftsbasierten Ziele für dieses Geschäftsjahr zu erreichen, da wir bereits drei Jahre in Folge unserer Verpflichtung zur Emissionsreduzierung voraus sind." Bis dato habe man die absoluten CO2-Emissionen bereits um 21 Prozent gesenkt. Das sei auch deswegen gelungen, weil Kennzahlen zur CO2-Reduzierung in das abteilungsinterne Bewertungssystem eingebunden werden, die so genannte Enterprise Scorecard.

Um die nötigen Veränderungen zu forcieren, gibt es bei JLR ein vierstufiges System um den Energieverbrauch zu senken:

• Planen: Standardisierung von Governance, Umweltverträglichkeitsprüfung und Energiemesslösungen an allen Standorten
• Überwachen: Einführung eines KI-basierten Energiemanagementsystems
• Reduzieren: Energieverbrauch durch lokale Optimierungsprojekte senken
• Umwandeln: Erneuerbare Energiequellen für Projekte vor Ort oder in Partnerschaft mit JLR-Werken. Ziel ist, bis 2030 rund 40 Prozent des Stroms netzunabhängig aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen.

Trotz aller Bemühungen gelte aber: "Wir können es nicht alleine schaffen", so Bergmeier.  "Um unsere Verpflichtungen zu erfüllen, müssen wir bei JLR Veränderungen in unserer gesamten globalen Zuliefererbasis herbeiführen." Unter anderem gibt es bei JLR die Verpflichtung, recycelte Materialien und kohlenstoffarme Energie zu verwenden, insbesondere bei Aluminium und Batterien. "Die Verwendung von recyceltem Aluminium anstelle von Neuware verbraucht beispielsweise 90 Prozent weniger Energie und könnte die CO2-Belastung insgesamt um bis zu 26 Prozent senken und damit zu unserer Verpflichtung zur CO2-Neutralität im Jahr 2039 beitragen", so Bergmeier.

Bisher sei die Produktion von Autos ein linearer Prozess: Rohstoffe werden aus der Erde entnommen, zu Produkten verarbeitet und irgendwann als Abfall weggeworfen. Ziel müsse jedoch ein Kreislauf sein mit Wertschöpfung durch Wiederverwendung.