Darum verschiebt Bentley seine E-Auto-Päne

Bentley hat die Markteinführung seines ersten batterieelektrischen Fahrzeugs ebenso nach hinten verschoben wie das Ziel, bis 2030 rein elektrisch zu fahren. Seinen Fokus hat der Hersteller auf Plug-in-Hybrid-Versionen der Modelle verlagert. Die Luxusmarke des Volkswagen-Konzerns erklärte jedoch, dass sie weiterhin an ihrer Strategie der Umstellung auf reine Elektrofahrzeuge festhält. Das erste vollelektrisches Auto soll nun im Jahr 2026 vorgestellt werden, die Auslieferung an Kunden soll im Jahr 2027 beginnen. Der Grund für die Verzögerung seien technische Probleme im Zusammenhang mit der Software und andere plattformbezogene Bedenken, sagte Bentley-CEO Adrian Hallmark.

Ursprünglich wollte Bentley sein erstes BEV im Jahr 2025 auf den Markt bringen, gefolgt von vier weiteren reinen Elektroautos im Abstand von jeweils einem Jahr, bevor 2030 ausschließlich vollelektrische Modelle verkauft werden sollten. Der sogenannte "Beyond 100"-Plan wurde jedoch verschoben, um sich mehr auf Plug-in-Hybridmodelle zu konzentrieren. "Wegen der Verzögerung des ersten BEV und wegen all der Veränderungen um uns herum investieren wir mehr in Hybride", erklärte Hallmark den Journalisten während einer Pressekonferenz zu den Finanzergebnissen der Marke für 2023.

Obwohl sich der Termin für BEVs verschoben hat, hält Bentley an seinen ursprünglichen Plänen aus dem Jahr 2020 fest, bis 2026 alle Modelle mit Verbrennungsmotor auf Plug-in-Hybride umzustellen. "Wir haben einen Anstieg der Akzeptanz und der Nachfrage nach Hybriden festgestellt", sagte Hallmark. Das Unternehmen verkauft bereits Plug-in-Versionen der Limousine Flying Spur und des Geländewagens Bentayga, wird aber in diesem Sommer alle Modelle des Continental GT Coupés und des Flying Spur auf diesen Antriebsstrang umstellen. Beide Modelle werden einen V-8-Motor mit einem elektrifizierten Antriebsstrang kombinieren, was ein Upgrade für den Flying Spur Plug-in-Hybrid darstellt, der derzeit einen V-6-Motor verwendet.

Der Bentayga wird seine aktuelle Motorenpalette bis 2026 beibehalten und dann auf Plug-in-Hybrid umgestellt. Die verstärkte Konzentration des Unternehmens auf Plug-in-Modelle wird diesen eine längere Lebensdauer verleihen als ursprünglich geplant. "Wir hatten mit einem Rückgang der Hybridmodelle in den Jahren 2028, 2029 und 2030 gerechnet, aber jetzt gehen wir davon aus, dass die Zahl der Hybridmodelle sogar noch zunehmen und sich fortsetzen könnte", sagte Hallmark. "Das gibt uns mehr Möglichkeiten und sichert uns gegen eine langsamere Einführung von BEVs ab." Hallmark sagte, Bentley werde nun bis ins nächste Jahrzehnt hinein Plug-in-Hybride verkaufen. "Wenn wir 2026-27 erhebliche Investitionen in ein Hybridfahrzeug tätigen, müssen wir es bis 2031 oder 2032 laufen lassen, um die Amortisation der Investitionen zu erreichen", sagte er.

Bentleys Entscheidung, sein Elektroauto zu verzögern, folgt auf die Nachricht vom Februar, dass die konkurrierende britische Luxusmarke Aston Martin die Markteinführung ihres ersten BEV ebenfalls um ein Jahr auf 2026 verschoben hat. Der Vorstandsvorsitzende von Aston Martin, Lawrence Stroll Stroll, sagte, es gebe eine "viel stärkere Nachfrage" nach Plug-in-Hybridfahrzeugen. Rolls-Royce brachte sein erstes BEV, das Spectre-Coupé, im vergangenen Jahr auf den Markt. Die zu BMW gehörende Marke gab im Januar bekannt, dass die Spectre-Bestellungen bis ins Jahr 2025 reichen, und bekräftigte ihren Plan, bis 2030 komplett auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Hallmark sagte, dass die Verzögerung von Bentleys Elektroauto eher mit internen technischen Bedenken zu tun habe als mit einer Verlangsamung des Verkaufs von vollelektrischen Autos.

Bentleys geplantes reines Elektroauto wurde zunächst durch die gleichen Softwareprobleme des VW-Konzerns aufgehalten, die auch den elektrischen Porsche Macan und den Audi Q6 E-tron verzögerten, die auf der neuen PPE-Plattform des Konzerns basieren. Eine Version dieser Plattform wird auch dem Bentley EV zugrunde liegen, wie das Unternehmen bereits mitgeteilt hat. Die Verzögerung liegt nun eher an den Batterie- und Architekturproblemen, die wir hatten, um unsere Attribute und Ziele zu erreichen", sagte Hallmark. Bentley hat gesagt, dass es eine ausreichende Batteriedichte braucht, um eine Reichweite von 600 km (373 Meilen) zu erreichen, womit es mit seinen Autos mit Verbrennungsmotor gleichziehen würde.

Die Verzögerung des Modells wird es in einigen Bereichen verbessern. "Einige der autonomen Funktionen, die wir jetzt bekommen werden, sind besser als die, die wir bekommen hätten", sagte Hallmark. Das Bentley-Elektroauto wird über fortschrittliche Fahrerassistenztechnologien verfügen, die Hallmark als "Level 2++" bezeichnete, einschließlich einer Fernbeschwörungsfunktion, aber nicht über das autonome Fahren der Stufe 3 (hands-off, eyes-off).

Bentley hat im vergangenen Jahr 13.560 Autos verkauft, das waren elf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Marke hat ihre Produktion im Vorfeld geplanter Modelländerungen, einschließlich der Umstellung auf Plug-in-Hybride, reduziert. Das Unternehmen hat im April auch sein letztes V-12-Modell gebaut. Der operative Gewinn betrug 589 Millionen Euro, das waren 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Gewinnmarge lag mit 20,1 Prozent leicht unter den 20,9 Prozent des Vorjahres, der Umsatz sank um 13 Prozent auf 2,94 Milliarden Euro. Die geringeren Margen seien teilweise auf die erhöhten Ausgaben für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zurückzuführen, sagte Hallmark und fügte hinzu, dass das Unternehmen die Investitionen in den letzten drei Jahren verdoppelt habe. Bei den EV-Investitionen sei "alles unter Dach und Fach".

Aus dem Datencenter:

Zulassungszahlen in den USA im vierten Quartal 2023