Beschleunigte Konsolidierung: Mega-Bündnis im Ladenetz

Die Konsolidierung auf dem Markt für Ladeinfrastruktur gewinnt an Fahrt. Mit den Unternehmen Ionity, Fastned, Electra und Atlante haben sich nun vier der größten europäischen Anbieter zur "Spark Alliance" zusammengeschlossen. Spark bedeutet so viel wie "Funke".

Damit schaffe man das größte öffentliche Ladenetzwerk Europas, erklärten die Partner in einer gemeinsamen Mitteilung. Gemeinsam kommen die vier Unternehmen nach eigenen Angaben auf mehr als 1700 Ladestationen mit mehr als 11.000 Ladepunkten in 25 europäischen Ländern. Auch in den USA haben sich bereits führende Autohersteller zusammengetan, um das Ladenetz auszubauen.

Ziel der neuen Allianz sei, das öffentliche Laden von E-Autos zu vereinfachen und eine nahtlose E-Mobilität in ganz Europa zu ermöglichen. Das soll letztlich die Akzeptanz von E-Fahrzeugen bei den Verbrauchern verbessern und so den Hochlauf der E-Mobilität antreiben. Autofahrer können künftig an jeder Ladestation des Alliance-Netzwerks auch die Lade-Apps der jeweiligen Partner nutzen, um ihre Ladevorgänge zu starten, zu stoppen und zu bezahlen. Zudem werden in den jeweiligen Lade-Apps und deren Routenplaner auch die Stationen der Partner angezeigt.

"E-Auto-Fahrer finden sich oft in einem Labyrinth wieder", sagt Michiel Langezaal, Co-Founder und CEO, Fastned. "Zu viele Apps, Ladekarten und Ladepunkte von geringer Qualität schaffen Verwirrung und Unsicherheit. Wir lösen dieses Problem, indem wir die führenden Ladeinfrastrukturunternehmen Europas zusammenbringen." 

Durch ein einheitliches Netzwerk ermögliche man allen E-Fahrern einen einfachen, zuverlässigen Zugang zu hochwertigen Ladepunkten – unabhängig von der genutzten App, erklärt Kerstin Schmidt, Geschäftsführerin von Electra Deutschland.

Der Zusammenschluss ist allerdings auch vor dem Hintergrund der wachsenden Konsolidierung auf dem Lademarkt zu sehen. Laut einer aktuellen Studie des auf E-Mobilität spezialisierten Marktforschungsunternehmens UScale konnten in Deutschland, Spanien und den Niederlanden die drei jeweils führenden Ladedienste ihren Marktanteil 2024 auf rund 50 Prozent ausbauen. Es zeige sich, dass E-Auto-Fahrer jeweils nur rund drei Anbieter aktiv nutzen, von denen einer bevorzugt ist, während die anderen beiden als Backup dienen.

Ziel des Zusammenschlusses dürfte daher auch sein, durch ein möglichst lückenloses Ladeangebot zum bevorzugten Ladeanbieter aufzusteigen und den Kunden keinen Grund mehr zu geben, auf die Backups auszuweichen. "Der Lade-Markt hat viele Charakteristika eines Plattform-Marktes", sagt Jeroen van Tilburg, CEO von Ionity. "Und dort gilt: The winner takes it all." Es könne gut sein, dass es bald nur noch eine Handvoll sehr großer Anbieter gebe. Andererseits planen Hersteller wie Mercedes oder Renault immer noch eigene Ladenetze.

• Ionity betreibt in 24 europäischen Ländern 739 Ladestationen mit mehr als 4900 Schnellladepunkten. Das 2017 gegründete Unternehmen ist ein Joint Venture der Autohersteller BMW, Ford, Hyundai, Kia, Mercedes, Volkswagen und der Investmentgesellschaft BlackRock. Ziel sind 1000 Ladestationen bis 2027.
• Fastned wurde 2012 in den Niederlanden gegründet und hatte zum Jahresende 346 Ladestationen mit mehr als 2000 Ladepunkten in Europa, mit Schwerpunkt in den Niederlanden. Ziel sind 1000 Ladestationen bis 2030.
• Atlante betreibt mehr als 900 Stationen mit rund 3000 Ladepunkten in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Das Unternehmen ist 2021 gestartet.
• Electra verfügt über 450 Ladeparks mit 2500 Ladepunkten in neun Ländern. Schwerpunkt sind Frankreich und Belgien. Das Unternehmen besteht seit 2020. Ziel sind 15.000 Schnellladepunkte bis 2030.