Strategie: Deswegen will Renault jetzt das Ladenetz in Europa ausbauen

Mit dem Anwachsen der Elektro-Flotten wird das Geschäft mit Ladestationen auch für die Autobauer selbst interessanter. Vor dem Hintergrund einer Konsolidierungswelle in diesem Bereich will nun auch Renault mit seiner Tochter Mobilize das bislang auf Frankreich beschränkte Ladegeschäft auf mehrere Länder in Europa ausweiten.

Mobilize wolle "eine führende Rolle" beim Ultra-Fast-Charging in Europa einnehmen, erklärte das Unternehmen.

"Die Elektrifizierung verändert die Wertschöpfungskette der Automobilhersteller. Heute geht unsere Rolle über die Fahrzeuge hinaus, und die Erzielung wiederkehrender Einnahmen ist für Investitionen in die Zukunft der Branche unerlässlich geworden", sagte Mobilize-Chef Gianluca De Ficchy.

Bis Ende 2028 plant Mobilize, insgesamt 650 Ultra-Fast-Charging-Stationen in zunächst vier Ländern zu errichten. In einem ersten Schritt sollen vor allem größere Renault-Händlerstandorte mit geeigneten Flächen ausgebaut werden. Bislang ist Mobilize nur in Frankreich mit 25 Stationen aktiv, bis zum Jahresende sollen es dort 100 sein.

Der Aufbau eines Netzes im Ausland soll im zweiten Halbjahr 2025 in Belgien und Spanien beginnen, teilte Mobilize mit. In beiden Ländern hat Renault besonders hohe Marktanteile.

2026 sollen erste eigene Stationen in Italien errichtet werden. Dort hat Mobilize bereits eine Kooperationsvereinbarung mit dem Anbieter "Free to X", die auch fortgesetzt werden soll. In Deutschland sind aktuell allerdings noch keine Stationen geplant.

Bislang sind herstellereigene Ladestationen noch eine Ausnahme. Mit deutlichem Abstand führt Tesla dieses Geschäft mit seinen "Supercharger"-Stationen an – weltweit gibt es bereits mehr als 20.000 davon. Mercedes betreibt bislang 30 eigene Charging-Hubs, meist in eigenen Niederlassungen.

Volkswagen verfügt wie die meisten anderen Autobauer nicht über eigene Ladestationen, betreibt aber bereits seit 2018 die Ladenetzmarke Elli, die per Roaming mit Partnern wie Ionity kooperiert.

Die neuen Mobilize-Stationen sollen bis zu 320 kW Ladestrom liefern, womit bei geeigneten Fahrzeugen eine Reichweite von rund 400 Kilometern in 15 Minuten geladen werden kann. Alle Stationen sollen über eine "Plug-and-Play"-Technik verfügen, wodurch die häufig noch umständliche Authentifizierung und der Bezahlvorgang automatisiert werden.

Bei ausreichenden Platzverhältnissen sollen die Ladeparks mit einem Gebäude erweitert werden, in dem Kaffee, Snacks, WLAN und Toiletten zur Verfügung stehen. Einige solcher Stationen hat Mobilize bereits in Frankreich errichtet.

Mobilize betont, dass die geplanten Stationen eine Betriebsfähigkeit von 99 Prozent haben sollen und rund um die Uhr verfügbar sein werden. Anders als beim Laden etwa auf Supermarktparkplätzen wäre somit auch ein Laden über Nacht möglich.