Razzia bei Carsharing-Anbieter Miles

Der Carsharing-Anbieter Miles steht im Verdacht, das Land Berlin um 25 bis 30 Millionen Euro an Parkgebühren betrogen zu haben. Wie die Berliner Polizei mitteilte, gab es auf Veranlassung der Berliner Staatsanwaltschaft am 11. Oktober mehrere Hausdurchsuchungen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und der österreichischen Hauptstadt Wien.

Miles bestätigte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital sowie der Bild-Zeitung die Ermittlungen. Man habe "vollumfänglich kooperiert" und "sämtliche angefragten Datensätze und Dokumente den ermittelnden Behörden offengelegt", so eine Sprecherin gegenüber den beiden Medien.

Im Fokus der Ermittler stehen die beiden Geschäftsführer von Miles, deren Privatwohnungen neben dem Firmensitz sowie den Geschäftsräumen kooperierender Unternehmen durchsucht wurden. Der konkrete Verdacht der Staatsanwaltschaft lautet auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug und Computerbetrug, banden- und gewerbsmäßige Fälschung technischer Aufzeichnungen sowie Urkundenunterdrückung.

Ordnungsämter, Bußgeldstelle und Polizei seien schon seit 2019 "signifikante Abweichungen bei der Zuverlässigkeit der Entrichtung von Parkgebühren" und eine "außergewöhnliche hohe Zahl von Parkgebührenverstößen" des Anbieters aufgefallen. Daraus sei der Verdacht entstanden, dass der Anbieter Telemetriedaten manipuliert haben könnte.

Telemetriedaten werden in diesem Fall dazu verwendet, den Standort und die Standzeit von Fahrzeugen automatisiert zu ermitteln. Auf dieser Basis werden dann die Parkgebühren berechnet und über ein Handyparksystem ebenfalls automatisiert entrichtet. Das Verfahren erlaubt den Nutzern der Carsharingfahrzeuge, diese einfach abzustellen. Für die Ermittlung der Daten beauftragen Carsharinganbieter in der Regel Drittanbieter. In diesem Fall soll die Technik von einem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen stammen. Miles hatte sich in der Vergangenheit darüber beklagt, dass es in manchen Städten die gleichen Parkgebühren zahlen müsse wie Privatkunden.

Miles sieht sich als Teil des Mobilitätsangebots in Städten und betreibt nach eigenen Angaben eine Carsharingflotte von mehr als 16.000 Fahrzeugen in elf deutschen sowie drei belgischen Städten. Die Zahl der registrierten Nutzer liege bei mehr als zwei Millionen.