Chinesische Hersteller verdrängen die ausländischen Wettbewerber zunehmend von ihrem Heimatmarkt. Experte Magnus Tessner, Partner bei der Personalberatung ifp, erklärt die grundlegenden Unterschiede zwischen chinesischen und deutschen Autobauern beispielsweise in der Wertschöpfungskette.
Herr Tessner, Sie kommen gerade aus Schanghai und kennen den chinesischen Markt seit Jahrzehnten. Wie hat sich die Automobilwirtschaft über die Jahrzehnte hinweg verändert?
Nach dem verheerenden Markteintritt und dem Rückzug der chinesischen Autohersteller vor 20 Jahren aus Europa hat China systematisch die Wertschöpfungskette Auto verändert, neu strukturiert und revolutioniert. Dies geschah grundlegend, systematisch und konsequent in jeder einzelnen Zelle und Scheibe der Kette, das heißt nicht nur in Einzelteilen, sondern es wurde gesamthaft gedacht.
Was ist denn der Unterschied in der Wertschöpfungskette gegenüber Deutschen und Europäern?
Das System Auto in Deutschland insbesondere, aber auch in Europa und Amerika, basiert auf dem Gedanken, die Wertschöpfung möglichst effizient an Zulieferer und Partner zu delegieren und die Leistungen dort möglichst preiswert einzukaufen – vom Designstudio bis zum Vertrieb.
Somit hält der Autohersteller die Macht über die gesamte Struktur aufrecht und hat die Pricing-Power. Die Zulieferkette sucht im zurückgelagerten Teil nach Innovationen, um durch innovative Produkte für das zuliefernde Unternehmen Preisspielräume zu gewinnen und Marge zu machen. Dieses System ist im Zeitalter von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz an seine Grenzen gestoßen und lässt sich nicht weiter entwickeln.