Daimler Truck startet mit Volvo Fertigung von Brennstoffzellen

Bei den Pkw ist die Brennstoffzelle als alternativer Antrieb ins Hintertreffen geraten. Sie dürfte, wenn überhaupt, nur in großen und schweren SUVs eine Chance haben.

Bei den Nutzfahrzeugen sieht das anders aus. Vor allem auf der Langstrecke versprechen sich die Hersteller Vorteile gegenüber der Batterie wie höhere Nutzlasten und kurze Tankstopps. Als Anwendungsfall wird gerne das Beispiel der Orangen aus Spanien bemüht.

Cellcentric, das Joint Venture von Daimler Truck und Volvo, hat nun mit der Pilotfertigung erster Brennstoffzellen-Stacks in Esslingen begonnen.

„Die heutige Eröffnung unserer Pilotfertigung in Esslingen stellt dabei nicht den Endpunkt der Großserienproduktion dar, sondern bildet die Blaupause für den nächsten Schritt", so Lars Johansson, Betriebsleiter von Cellcentric.

Den mehr als 100 Mitarbeitern in der Fabrik stehen rund 10.300 Quadratmeter Produktions- und Logistikfläche sowie Büro- und Verwaltungsräume zur Verfügung.

In Esslingen sollen die Fertigungsschritte für die Stacks erprobt werden, um sie später schnell für eine Serienproduktion skalieren zu können. Die Großserienfertigung für Nutzfahrzeuge wird allerdings nicht vor Ende des Jahrzehnts erwartet.

Dies liegt unter anderem daran, dass es derzeit an einer Ladeinfrastruktur fehlt. Zudem ist noch nicht klar, welche Technologie sich beim Tanken durchsetzen wird.

Anders als bei den Pkw setzt Daimler Truck beispielsweise auf flüssigen Wasserstoff und will die Technologie als Industriestandard etablieren. Dieser hat eine höhere Dichte und kann daher größere Reichweiten bis zu 1000 Kilometer erzielen.

Allerdings muss er bei über minus 250 Grad gelagert werden. Bisher gibt es aber nur eine Tankstelle – auf dem Betriebsgelände von Daimler Truck in Wörth.

Im nächsten Schritt plant Cellcentric die Errichtung einer großen "Klima-Fabrik" für die Serienproduktion. Dazu hat das Unternehmen bereits ein Grundstück in Weilheim/Teck in unmittelbarer Nähe des Firmensitzes erworben. Allerdings dauerte der Prozess deutlich länger als geplant.

Im Interview mit der Automobilwoche sprach Cellcentric-Chef Matthias Jurytko von rund eineinhalb Jahren Verzögerung beim Bau des Standorts. Ursprünglich war geplant gewesen, im Jahr 2025 in die Großserienproduktion von Brennstoffzellensystemen einzusteigen.

Mit der Pilotfertigung in Esslingen soll die Verzögerung nun ein Stück weit kompensiert werden, auch wenn das Unternehmen dafür praktisch einen Umweg nehmen muss.

Die beiden Lkw-Hersteller investieren einen dreistelligen Millionenbetrag in die "Klima-Fabrik". Es gehe um „Stückzahlen in der Größenordnung einer automobilen Großserienfertigung“, so Jurytko. Die Stacks könnten in Zukunft auch an andere Hersteller geliefert werden.

Derzeit sind mehr als 520 Mitarbeiter bei Cellcentric beschäftigt, später sollen es über 800 sein. Das Unternehmen nutze dabei Know-how und die umfassende Erfahrung aus mehreren Jahrzehnten Entwicklungsarbeit.

So wurde bei Mercedes-Benz Pkw über 20 Jahre lang an der Brennstoffzelle geforscht, ohne dass sie es jemals in die Serie geschafft hätte.