Stuttgart. Das scheidende Daimler-Vorstandsmitglied Andreas Renschler könnte nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" zu Volkswagen wechseln. Es verdichteten sich die Spekulationen, dass Renschler die Position des Lastwagenchefs des VW-Konzerns, zu dem auch MAN und Scania gehören, übernehmen solle, schreibt das Blatt am Mittwoch ohne Angaben von Quellen. Der Daimler-Manager habe ein "attraktives Angebot eines anderen deutschen Autokonzerns". Daimler hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass der 55-Jährige aus persönlichen Gründen um eine Vertragsauflösung gebeten hat. Der Aufsichtsrat hat diesem Wunsch zugestimmt.Offensichtlich wurde der Stuttgarter Autohersteller vom Rückzug Renschlers überrumpelt. Weder Volkswagen noch Daimler wollten auf Nachfrage der Automobilwoche die Personalspekulationen kommentieren.
Renschler war als damaliger Lkw-Chef erst vor knapp einem Jahr auf die Position des Mercedes-Einkaufs- und Produktionschefs gerückt, dieWolfgang Bernhard innehatte. Auf Druck der Arbeitnehmervertreter tauschten die beiden Daimler-Vorstände im April 2013 ihre Ressorts. Für Renschler und Bernhard war der Wechsel damals völlig überraschend gekommen.
"Wenn ich einen solchen Topmann im Nutzfahrzeugbereich habe, dann ist das am Ende des Tages keine richtige Entscheidung gewesen", hieß es am Mittwoch aus dem Umfeld des Unternehmens. Konzernchef Dieter Zetsche verliere mit Andreas Renschler einen wichtigen Manager.
Sollte Renschler tatsächlich zu VW gehen, wäre er in guter Gesellschaft, denn Wechsel innerhalb der Autobranche sind keine Seltenheit. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hatte vor seinem Amtsantritt in Rüsselsheim beispielsweise bei Volkswagen gearbeitet.
Auch Daimler wilderte schon bei der Konkurrenz: Ende 2013 hatten die Stuttgarter den früheren BMW-China-Vertriebschef Duan Jianjun abgeworben und ihn dort ihrerseits mit Vertrieb- und Marketingaufgaben betraut. Zuvor hatte Daimler bekanntgegeben, dass der ehemalige Audi-Manager Bernhard Auer den neu gegründeten Bereich Vertriebssteuerung China leiten werde.
Daimlers Gesamtbetriebsrat zeigte sich indes enttäuscht über Renschlers Ausscheiden. "Wir bedauern seinen Schritt", sagte eine Sprecherin.
Im Unternehmen hatte Renschler zuletzt einen guten Ruf genossen und auch den Schulterschluss mit dem Betriebsrat gesucht. Zahlreiche Termine wie der Produktionsstart der neuen C-Klasse in Bremen waren in den kommenden Wochen und Monaten bereits mit Renschler geplant.
Die Daimler-Aktie zeigte bislang keine besondere Reaktion auf die Personalie: Die Papiere legen gegen 11:00 Uhr um 0,3 Prozent auf 63,00 Euro zu, während der Dax um rund 0,8 Prozent klettert.