Die E-Auto-Geheimniskrämer

Am 18. November 2020 gab die Alpha Motor Corporation die offizielle Pressemitteilung zu ihrer eigenen Gründung heraus. Darin gab sich das Unternehmen nicht gerade bescheiden: Man sei ein "aufsteigender Schlüsselspieler in der Automotive-Landschaft", hieß es in dem Kommuniqué – mit der Mission, die "Automobilindustrie mit innovativen Angeboten elektrischer Mobilität zu transformieren".

Auf die erste Mitteilung folgten weitere. Dabei handelte es sich jeweils um Modellankündigungen: Drei verschiedene Fahrzeuge bietet das Unternehmen wenige Monate nach dem offiziellen Start an – vier, wenn man die Performance-Variante eines Coupés mitzählt.

Alle Modelle sollen auf derselben Plattform aufbauen. Auf der Internetseite der Alpha Motor Corporation kann man sie bereits reservieren. Mit den Auslieferungen in Nordamerika will die Firma 2023 beginnen.

Allerdings: Wer genau hinter dem Start-up aus Irvine in Kalifornien steckt, wo und von wem die Fahrzeuge gebaut werden sollen, woher die finanziellen Mittel für die Produktion kommen – das lässt Alpha bislang im Dunkeln. Auf der Website heißt es, hinter der Firma stünden Experten aus den Bereichen Automotive, IT und Finanzen; zusammen komme man auf über hundert Jahre Erfahrung. Nur wer diese Experten sind, steht da nicht.

Das Elektromobilitätsportal "Electrek" hat versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Auf Linkedin, dem sozialen Netzwerk für berufliche Kontakte, fand der Autor nur zwei Personen, die angaben, für die Alpha Motor Corporation zu arbeiten – einer davon als Verfasser von Pressemitteilungen. Im Unternehmensregister sei bei der Gründung im Herbst 2020 ein gewisser Michael A. Smith als CEO eingetragen worden, doch schon im Januar sei der Name durch Kevin Lee ersetzt worden.

Stutzig machen auch die vergleichsweise niedrigen Preise, die auf der Website des Unternehmens für die verschiedenen Modelle angegeben werden. Da wäre etwa das im schicken Retro-Stil gezeichnete Coupé Ace mit einer angeblichen Reichweite von über 400 Kilometern. Der Preis vor Abzug staatlicher Kaufanreize soll zwischen 32.000 und 39.000 US-Dollar liegen (ca. 27.000 bis 32.500 Euro). Für die Performance-Variante gibt Alpha noch keine unverbindliche Preisempfehlung ab.

Als nächstes gibt es das Crossover Utility Vehicle (CUV) mit dem Namen Jax. Wie der Ace soll der Jax mit einer Aufladung gut 400 Kilometer weit fahren können. Umgerechnet liegt der Preis bei 31.700 bis 40.000 Euro vor Abzug möglicher Prämien. Das bislang letzte neu vorgestellte Modell ist der Pick-up-Truck Wolf, dessen Reichweite über der von Ace und Jax liegen soll. Der Preis soll bei mindestens 30.000 Euro und höchstens 38.400 Euro liegen. Hinzu kommt noch ein fünftes Modell namens Icon. Es erinnert auf Bildern an einen Kleinbus oder Kleintransporter und soll je nach Kundenkonfiguration verschiedene Zwecke erfüllen können. Es kann allerdings noch nicht reserviert werden.

Ob man die Autos jemals auf der Straße sehen wird, hängt vermutlich auch von der Nachfrage ab. Informationen über die Zahl der Reservierungen sind nicht öffentlich zugänglich. Gut vorstellbar, dass das Interesse größer wäre, wenn die Kunden genauer wüssten, mit wem sie es da eigentlich zu tun haben.

Lesen Sie auch:

Konkurrent für Cybertruck und R1T: Auch Canoo kündigt Elektro-Pick-up an

Mitsubishi Eclipse Cross PHEV: Den Benziner braucht er (fast) gar nicht

Heimische Rohmaterialien sollen Batterieherstellung in Europa stärken

Aus dem Datencenter:

Pick-up- und SUV-Anteil deutscher Autobauer in den USA