Trotz Wirtschaftskrise: Dekra ist optimistisch für das Jubiläumsjahr

Die Prüforganisation Dekra blickt trotz Wirtschaftskrise und unsicheren Aussichten erneut auf ein gutes Geschäftsjahr. "Wir sind im Jahr 2024 solide vorangekommen", erklärte CEO Stan Zurkiewicz auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Stuttgart.

Der Umsatz des Konzerns stieg um insgesamt 4,7 Prozent auf nunmehr 4,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis (EBIT) wuchs um 4,2 Prozent auf 266 Millionen Euro. Das entspricht einer EBIT-Marge von 6,2 Prozent und liegt exakt auf dem Vorjahresniveau.

Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheit sei das "ein Ergebnis, auf das wir wirklich stolz sein können", so Zurkiewicz. Den bisher einzigen Umsatzrückgang der jüngeren Geschichte verzeichnete Dekra 2020 als Folge der Corona-Pandemie. Davor war der Umsatz 16 Jahre in Folge gestiegen.

Als wichtigste Treiber für die stabile Entwicklung bewertete Zurkiewicz die voranschreitende Internationalisierung sowie den Fokus auf die in der "Strategie 2025" festgelegten Zukunftsfelder Mobilität der Zukunft, Nachhaltigkeit sowie Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz.

Doch die Wirtschaftskrise hat auch bei Dekra Spuren hinterlassen: Im Geschäftsbereich Zeitarbeit musste Dekra einen Umsatzeinbruch um 10,2 Prozent auf 479 Millionen Euro hinnehmen. Ohne die Zeitarbeitssparte läge das Umsatzplus bei sieben Prozent, konstatierte Finanzvorstand Wolfgang Linsenmaier.

Das schwächelnde Zeitarbeitsgeschäft schlug sich auch bei der Mitarbeiterzahl nieder. Trotz Zuwächsen bei der Stammbelegschaft schrumpfte diese um knapp 1000 Mitarbeiter auf nunmehr 47.800.

Deutlich besser lief es in den übrigen Geschäftsbereichen wie Industrieprüfungen und der Zertifizierung digitaler Produkte, die allesamt Zuwächse im mittleren einstelligen Prozentbereich erreichten.

Mit großem Abstand wichtigstes Geschäftsfeld sind nach wie vor Fahrzeugdienstleistungen. Dazu zählen Führerscheinprüfungen, Fahrzeugbewertungen sowie die weltweit rund 32 Millionen Fahrzeugprüfungen. "Wir sind bei Fahrzeugprüfungen weiter unangefochtener Weltmarktführer", sagte Zurkiewicz. Und er sei entschlossen, dass das auch so bleibe.

Einen Großteil der Erlöse liefert bei Dekra nach wie vor der Heimatmarkt aus Deutschland, Österreich und Schweiz. 2,62 Milliarden Euro erwirtschaftete Dekra hier – rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes. Durch die Schwäche bei der Zeitarbeit fiel der Zuwachs hier mit 2,5 Prozent allerdings deutlich geringer aus als in den übrigen Regionen (ohne Zeitarbeit: plus 5,9 Prozent).

In Nord- und Südamerika wuchs Dekra um 13,2 Prozent auf 163 Millionen Euro und in der Region Asien-Pazifik um 5,6 Prozent auf 275 Millionen Euro. In Süd-/Westeuropa, mit einem Umsatz von 595 Millionen Euro der zweitwichtigste Markt, lag das Plus bei 7,9 Prozent.

Für das Jubiläumsjahr 2025 – Dekra wird 100 – strebt das Unternehmen bei Umsatz und EBIT erneut ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Derzeit sieht es danach allerdings noch nicht aus.

In den ersten zwei Monaten des Jahres wuchs der Umsatz lediglich um 0,1 Prozent. Bremser hier ist infolge der schwachen Konjunktur erneut die Zeitarbeitssparte. Ohne sie läge der Zuwachs bei 2,5 Prozent. "Ein anspruchsvolles Jahr steht definitiv vor uns", bekannte Finanzchef Linsenmaier.

Belastungen erwartet CEO Zurkiewicz auch durch die US-Strafzölle, die insbesondere die Autoindustrie treffen – den wichtigsten Dekra-Kunden. "Ich erwarte negative Konsequenzen für die globale Wirtschaft, für Europa und natürlich für Deutschland".

Mit gutem Willen gebe es aber noch die Chance, das Schlimmste zu verhindern und eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Einen Schub erhofft sich Zurkiewicz dagegen durch die jüngst aufgesetzten Sondervermögen der Bundesregierung und der EU. Diese könnten die Nachfrage nach Infrastruktur-Prüfungen, nachhaltiger Mobilität oder verteidigungsbezogenen Technologien und Systemen steigen lassen.

Für Impulse sorgen sollen daneben Tests und Zertifizierungen rund um das Thema Cybersicherheit sowie neue Fahrzeugprüfungen: Dekra betreibt seit 2024 an seinem Standort am Lausitzring eines von europaweit 13 Euro-NCAP-Testzentren. Hinzu kommt der Ende 2022 gestartete Batterie-Schnelltest für E-Autos, den Dekra weiter ausbauen will.

2025 will Zurkiewicz seine "Strategie 2030+" vorstellen, die auf die aktuelle "Strategie 2025" aufbaut. Künftig würden neben Mobilität auch digitales Vertrauen und Nachhaltigkeitsprüfungen und -Dienstleistungen eine zentrale Rolle in der weiteren Entwicklung des Unternehmens spielen, so der Vorstandsvorsitzende.

Im Zuge der neuen Strategie soll die Gewinnmarge bis Ende des Jahrzehnts auf acht bis neun Prozent steigen.