"Durchbruch nicht vor 2030"

Das Autonome Fahren gehört zu den großen Themen der Autoindustrie. Einige Autobauer versprechen bereits, dass ihre Wagen in drei bis vier Jahren auf Knopfdruck von allein ihren Weg zum Ziel finden werden; der E-Auto-Vorreiter Tesla stattet seine Modelle schon heute mit entsprechender Hardware aus. Aber ist das auch realistisch?

Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, hat dem in einem Interview mit dem "Manager Magazin" widersprochen. "Wir gehen davon aus, dass der Durchbruch auf breiter Front ab dem Jahr 2030 kommt", sagte der Maschinenbauer. Doch das automatisierte Fahren werde ohnehin nicht mit einem Donnerschlag kommen, sondern Schritt für Schritt: "Noch in den 2020er-Jahren werden die ersten Anwendungen kommen, etwa beim automatischen Einparken, auf Autobahnen oder im Güterverkehr."

Neugebauer sieht Hürden bei der Gesetzgebung, aber auch im technischen Bereich. "Wir gehen davon aus, dass deutsche Autohersteller in drei bis vier Jahren mit marktreifen Produkten aufwarten können, wenn es denn diesen Markt rechtlich gibt." Die Klärung dieser rechtlichen Unsicherheiten werde wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Lösung der technischen Probleme, glaubt der Wissenschaftler.

Denn deutsches Recht allein reiche nicht aus. "Niemand wird sich ein Auto mit Selbstfahr-Funktionen kaufen, das nicht auch im Nachbarland funktioniert", sagte Neugebauer dem Magazin: "Das muss international gültig sein."

Technisch mangele es derzeit vor allem noch an einer geeigneten Geschwindigkeit der Datenübertragung. "Bei den Daten müssen wir um den Faktor 100 schneller werden", mahnte Neugebauer. Das sei eine "Riesen-Herausforderung, an der wir im Rahmen der Entwicklung von 5G-Mobilfunknetzen arbeiten."

Um das Autonome Fahren zu ermöglichen, benötige man daher "eigentlich ein Netz von kleinen Sub-Servern entlang der Autobahnen." Auf denen müssten Informationen abgelegt sein, welche die Autos blitzschnell abrufen können – "etwa, ob hinter der nächsten Kurve eine Verkehrsschildänderung kommt oder ein Unfall passiert ist. Sonst sind wir rein physikalisch gar nicht in der Lage, Informationen in Echtzeit zu liefern."

Mehr zum Thema in der Business Class:

Abschied vom Alltäglichen: Was bereits aus dem Auto verschwunden ist - und was verschwinden wird