Turin. Der Fiat/Chrysler-Konzern hat sich von seinen Jahreszielen verabschiedet und könnte auch im Gesamtjahr rückläufige Gewinne ausweisen. Verantwortlich dafür sind negative Wechselkurseffekte und höhere Kosten in Nordamerika sowie ein Gewinneinbruch in Brasilien. In Europa hat Fiat im Volumengeschäft den Verlust eingedämmt. Im dritten Quartal legte der Umsatz des italo-amerikanischen Autoherstellers um 1,4 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn schwächte sich um 85 Millionen auf 816 Millionen Euro ab. Der Nettogewinn legte hingegen um 18 auf 189 Millionen Euro zu.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung war zum einen der schwächere Gewinn in Nordamerika: Hatte vornehmlich Chrysler im Vorjahresquartal noch 614 Millionen Euro eingefahren, blieben jetzt nur noch 535 Millionen Euro. Allein der starke Euro kostete den Autohersteller 30 Millionen Euro. Dazu kamen hohe Investitionen in den Ausbau der Produktpalette sowie Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Jeep Cherokee, der unter Getriebeproblemen litt. Annährend halbiert hat sich der Gewinn in Lateinamerika, wo nur noch 165 Millionen Euro verbucht wurden (Vorjahresquartal: 341 Millionen Euro). Auch hier summierten sich Währungseffekte auf eine Belastung von 30 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten Steueranreize in Brasilien den Verkauf angekurbelt, derzeit leidet Fiat unter der starken Konkurrenzsituation.Im Gesamtjahr rechnet Fiat/Chrysler nun nur noch mit einem Umsatz von 88 Milliarden Euro - das ist das untere Ende der zuvor herausgegebenen Spanne von 88 bis 92 Milliarden Euro. Noch deutlichere Auswirkungen hat dies auf den operativen Gewinn, der zwischen 3,5 und 3,8 Milliarden Euro liegen dürfte, statt 4,0 bis 4,5 Milliarden Euro. Netto bleiben dann noch 0,9 bis 1,2 Milliarden Euro - rund 300 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant. Die Netto-Industrieverschuldung könnte somit auf bis 7,5 Milliarden Euro ansteigen. Mit der neuen Prognose läuft der kombinierte Autohersteller in Gefahr auch auf Jahressicht rückläufige Gewinne auszuweisen. Im Vorjahr hatte Fiat/Chrysler einen operativen Gewinn von 3,8 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Euro erzielt. Die Prognose sieht vor, dass sich die Situation bei den Wechselkursen bis zum Jahresende weiter verschlechtert. Auf Basis der aktuellen Relationen könnten die Gewinne etwas höher liegen.Gewinneinbruch in Südamerika
Fiat senkt Prognose
Der italo-amerikanische Autohersteller Fiat/Chrysler hat im dritten Quartal in Nord- und Südamerika weniger verdient. Auf Jahressicht dürfte der Konzerngewinn rückläufig sein.
Chrysler für Fiat immer wichtiger
Fiat war 2009 bei Chrysler eingestiegen, als der Hersteller in der Wirtschaftskrise vom Staat gerettet werden musste. Fiat bot technisches Know-How an. Die Partnerschaft erwies sich als Erfolg. Chrysler schreibt seit neun Quartalen Gewinne. Die Italiener besitzen mittlerweile 58,5 Prozent an den Amerikanern. Der Rest liegt in den Händen eines Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW. Fiat würde Chrysler gerne komplett übernehmen, wird sich mit den Gewerkschaftern aber über den Preis nicht einig. Deshalb bereitet Chrysler seinen Börsengang vor. Der Fonds kann dabei seine Anteile am Markt verkaufen. Fiat hatte bereits angedroht, die Zusammenarbeit mit Chrysler dann auf den Prüfstand zu stellen.
Wie wichtig Chrysler für Fiat ist, zeigt sich bei der Betrachtung des Geschäftsverlaufs ohne Einbeziehung des US-Herstellers. Rechnet man die Ergebnisse von Chrysler heraus, kamen die Italiener auf einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro im dritten Quartal. Der operative Gewinn brach um 85 Millionen auf 27 Millionen Euro ein. Netto fällt ein Verlust von 247 Millionen Euro an - nach einem Minus von 284 im Vorjahresquartal. Ein wichtiges Argument für die vollständige Übernahme von Chrysler ist der Zugang zu den Barreserven des US-Herstellers und bessere Finanzierungsmöglichkeiten. Fiat ohne Chrysler hat per 30. September Nettoschulden im Industriegeschäft von etwas über sieben Milliarden Euro. Chrysler hingegen von nur knapp 1,2 Milliarden Euro.Im europäischen Volumengeschäft, das wesentlich von den Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia bestimmt wird, hat Fiat die Verluste immerhin eingedämmt. Die Italiener verkauften in einem aufgehellten Marktumfeld vier Prozent mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Der Umsatz stagnierte bei 3,86 Milliarden Euro. Der operative Verlust fiel mit 165 Millionen Euro um 73 Millionen Euro niedriger als im Vorjahresquartal. Dazu trugen laut Fiat auch Kostensenkungsmaßnahmen bei. Auch im Luxussegment legten Ferrari und Maserati im dritten Quartal weiter zu. Nach einer kompletten Restrukturierung und mit neuen Modellen steigerte Maserati den Umsatz um 260 Millionen Euro auf 444 Millionen Euro. Der operative Gewinn sprang von 13 auf 43 Millionen Euro. Ferrari erlöste 534 (505) Millionen Euro und lieferte einen Gewinn von 88 (76) Millionen Euro ab.Die Zuliefer-Tochter Magneti Marelli verlor etwas an Umsatz und landete bei 1,4 Milliarden Euro. Der Gewinn verharrte bei 29 Millionen Euro.
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