Untergruppenbach. Getrag wird im Geschäftsjahr 2013 den Umsatz um sieben Prozent auf 3,2 Milliarden Euro steigern und will auch im kommenden Jahr deutlich wachsen. Der Expansionskurs hat im laufenden Jahr allerdings seinen Preis: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern knickt um 4,4 Prozent auf 183,2 Millionen Euro ein. Die Umsatzrendite schwächt sich von 6,6 auf 5,8 Prozent ab. "Wir gehen davon aus, dass sich unsere Investitionen in den nächsten Jahren auszahlen und sich unsere EBIT-Marge verbessert", sagte Vertriebsvorstand Bernd Eckl in einer Telefonkonferenz. Eine genaue Gewinnprognose für 2014 wollte er nicht geben. Finanzvorstand Michael McMillan stellte aber ein anhaltend hohes Investitionsniveau in den kommenden drei Jahren in Aussicht: "Wir haben 2013 gut 200 Millionen Euro in Fabriken und Werkzeuge investiert. Die Hälfte davon in Europa, die andere Hälfte außerhalb." Im nächsten Jahr will der Getriebebauer den Umsatz um 12,5 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro steigern. Dann sollen 4,3 Millionen Getriebe produziert werden - davon etwas über drei Millionen Handschalter und 1,3 Millionen Doppelkupplungsgetriebe.
Mit den nun vorgelegten Zahlen für 2013 hat der Getriebebauer mit Sitz in Untergruppenbach bei Heilbronn die eigenen Umsatzziele erfüllt. Nicht gelungen ist hingegen die weitere Verbesserung der Profitabilität. Erstmals seit 2010 ging der operative Gewinn absolut wieder zurück. Die Marge liegt mit 5,8 Prozent aber immer noch deutlich über der geforderten Mindestrendite von fünf Prozent. Mittelfristiges Ziel sind zehn Prozent. Das Unternehmen im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und eines hochgradig fremd finanzierten Expansionskurses in heftige Turbulenzen geraten. Nach hohen Verlusten in den Jahren 2008 und 2009 wurde vorübergehend sogar eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro benötigt, um einen Zwischenkredit abzusichern. Im November 2010 hatte Präsident Tobias Hagenmeyer die Führung überraschend an Mihir Kotecha übertragen.Gewinn von Getrag knickt 2013 ein
Inzwischen ist Getrag längst wieder auf einem steilen Expansionskurs. Im Jahr 2013 produziert der Konzern an 23 Standorten weltweit rund 3,88 (2012: 3,6) Millionen Getriebe. Davon entfallen 2,72 Millionen auf Handschalter und 1,16 Millionen auf Doppelkupplungsgetriebe (DCT). Bemerkenswert ist, dass sich Getrag von der Entwicklung des Großkunden Ford abkoppeln konnte, der wie andere Volumenhersteller auch unter der Schwäche des europäischen Marktes leidet. Rund 60 Prozent des Getrag-Konzernumsatzes stammen vom US-Autohersteller, mit dem die Untergruppenbacher mehrere Getriebe-Joint Venture betreiben. "Im Geschäft mit Ford gab es einen Rückgang bei Handschaltern, dies konnten wir durch eine höhere Stückzahl bei den Doppelkupplungsgetrieben und durch eine bessere Nachfrage von Ford im Ausland kompensieren", so Eckl. Wesentlich zum Umsatzwachstum habe auch der chinesische Markt beigetragen.
Im laufenden Jahr hat Getrag zusammen mit dem zweitgrößten chinesischen Autohersteller Dongfeng den Bau einer Fabrik für ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe für Kompaktmodelle begonnen. In der ersten Ausbaustufe sollen dort 250.000 Einheiten jährlich vom Band laufen, möglich ist eine Erweiterung auf 500.000 Stück. Angelaufen ist die Produktion im Joint Venture mit Jiangling: Hier baut Getrag ein Doppelkupplungsgetriebe für das chinesische Start-up Unternehmen Qoros. Derzeit ist eine Jahresproduktion von 180.000 Einheiten für diesen Kunden geplant. Das Gemeinschaftsunternehmen fertigt in diesem Jahr 908.000 Getriebe. Dazu kommen 2014 auch Neuanläufe in Europa, die vorhandene Kapazitäten an den deutschen Standorten laut Eckl für drei Jahre auf jeden Fall auslasten.Bis 2016 will Getrag die Fertigung auf etwa 5,5 Millionen Getriebe ausbauen und den Umsatz auf mehr als vier Milliarden Euro steigern. "Unser Geschäftsmodell steht auf stabilem Fundament, die technologischen Vorteile unserer Produkte sind offensichtlich. Die Investitionen zahlen sich nun auch aus und unsere Geschäftspartner begleiten unser Wachstum sehr positiv", so McMillan. Bis 2020 peilt das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 4,9 Milliarden Euro an und will dann knapp 6,6 Millionen Getriebe fertigen - davon entfallen 4,1 Millionen auf Handschalter und 2,4 Millionen Einheiten auf Doppelkupplungsgetriebe. In China, Indien und einigen Anrainer-Staaten rechnet Getrag mit Volumenzuwächsen auf rund 3,3 Millionen Einheiten. Das entspricht einer Wachstumsrate von mehr als 350 Prozent innerhalb der nächsten sieben Jahre. In den westlichen Märkten (Europa und Amerika) geht Getrag im gleichen Zeitraum von einem gemäßigten Wachstumspfad von 9,2 Prozent auf ebenfalls rund 3,3 Millionen Einheiten aus. "Wir haben 2013 sehr positiv abgeschlossen", so Eckl. "Das motiviert uns natürlich zu mehr."