Die Technik unter der neuen Hülle kennen wir schon von ET5 und ET5 Touring: Es bleibt bei den beiden Motoren mit zusammen 490 PS, die den EL6 in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und bis zu 200 km/h ermöglichen. Aber mit jedem neuen Modell gelingt den Chinesen das Set-up ein bisschen besser, das Auto wirkt harmonischer und homogener, das halbe Dutzend Fahrprogramme ist differenzierter und der Fahrspaß reicht peu a peu über den nackten Kick der explosiven Beschleunigung hinaus.
Wenn nur die Assistenzsysteme nicht so vorlaut und nervös wären, dass man sie am liebsten gleich alle abschalten würde. Das schmälert nicht zuletzt auch die Vorfreude auf den Autopiloten, für den alle Nio-Modelle mit sämtlichen Sensoren in den Buckeln über der Frontscheibe bereits gerüstet sind, wodurch sie nur noch ein passendes Software-Update und die Freigabe der Behörden brauchen.
Die Energie liefern die bekannten Akkus mit 75 oder 100 kWh, denen Nio eine Reichweite von bestenfalls 529 Kilometer attestiert. Sie haben zwar die gleiche Kapazität wie immer, laden jetzt aber besser: Es bleibt bei 11 kW am Hausanschluss, doch an der Ladesäule sind nun bis zu 180 kW möglich, sodass der Hub auf 80 Prozent jetzt in 30 statt 40 Minuten gelingt.
Damit hat sich Nio endlich auf Augenhöhe mit Audi und Co gebracht. Doch könnten sich die Chinesen auch einen hochnäsigen Blick von oben herab erlauben. Schließlich haben sie ja ihr konkurrenzloses Batteriewechselsystem, mit dem es von 0 auf 100 Prozent keine fünf Minuten dauert. Doch hat die Sache gleich zwei Haken: Erstens gibt es in Deutschland bislang nur sieben statt wie in China bald 2000 Stationen, und Nio wäre schon froh, wenn sie bis zum Jahresende auf 20 kämen. Und zweitens darf dort nicht jeder Nio einfahren.