"Es knirscht im Gebälk bei Volkswagen und Audi", sagte Peckruhn am Rande der ZDK-Mitgliederversammlung. Zwar hätten sich Hersteller und Handel vergangenes Jahr "nach langem Tauziehen" auf neue Verträge geeinigt. "Die Formel 'We act as one' weckte bei den Händlern die Hoffnung auf eine gleichberechtigte Partnerschaft und eine solide Geschäftsgrundlage", sagte Peckruhn. "Aber schon jetzt, bevor die Verträge überhaupt in Kraft sind, bereitet das Verhalten von Volkswagen und Audi Anlass zur Sorge. Geschäft wird zum Teil ausgelagert und das Prinzip des 'We act as one' ausgehöhlt."
Peckruhn kritisiert, dass VW Nutzfahrzeuge seinen eigenen Online-Direktvertrieb für junge Gebrauchte startet. "Doch damit nicht genug. Nun holt Audi für seinen Mobilitätsdienst 'Audi on demand' auch noch den größten Händlerkonkurrenten Sixt mit ins Boot."
Grundsätzlich sei Audi on demand ein sinnvoller Kanal, sagt Peckruhn. "Aber dafür einen großen Player wie Sixt einzubinden, steht im Widerspruch zu dem, was in den Verträgen vereinbart wurde. Man wollte mit den Händlern ein eigenes Ökosystem aufbauen, ohne externe Marktteilnehmer, um Kunden mit allen Services in der VW- und Audi-Welt zu halten. Mit Sixt als Player wird dieses Postulat ad absurdum geführt."
Sixt sei schon lange ein Konkurrent für den Handel, sagt Peckruhn. "Der Vermieter braucht sich an keinen Händlervertrag zu halten und ist trotzdem einer der größten Autoverkäufer im Land – egal ob bei Gebrauchtwagen oder beim Neuwagen-Leasing. Das Unternehmen muss weder ein Autohaus nach Herstellervorgaben umbauen noch Vorführwagen bereitstellen. Im Gegenteil: Interessenten fahren ihr Wunschfahrzeug bei den regionalen Händlern zur Probe und gehen dann zu Sixt. Und über 'Audi on demand' bekommt Sixt in Zukunft Kunden auch noch 'gratis' dazu."
Ebenfalls kritisch äußerte sich Peckruhn zu Audis aktuell gestartetem Pilotprojekt zum Online-Direktvertrieb eines TT-Sondermodells. "Damit, so Audi, will man Erfahrungen sammeln und etwas über die Nutzer- und Käuferstruktur lernen. Der Handel kommt also gar nicht mehr dazu, seine Stärken im Kundenkontakt auszuspielen, weil Fahrzeuginteressenten in der Customer Journey schon vorher 'abgefangen' werden. Dadurch wird den Händlern aber die Geschäftsgrundlage entzogen."
"Der Kunde ist der zentrale Faktor zukünftiger Geschäftsmodelle im Handel", betont Peckruhn und fragt: ""elche Rolle spielt der Handel in der Zukunft?" Der Handel sei ein unverzichtbarer Problemlöser betont der ZDK-Vizepräsident. "Er bietet Beratung, Probefahrt, Finanzierung und Service und darf deshalb nicht zum Erfüllungsgehilfen einer Online-Vermarktungsplattform degradiert werden."
Erst Anfang der Woche war ähnliche Kritik von Seiten des VW- und Audi-Partnerverbandes bekanntgeworden. Auch von einzelnen Händlern ist entsprechendes zu hören.
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