Noch in diesem Jahr soll der Prozess gegen den früheren Konzernchef Martin Winterkorn beginnen. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Dem Gericht liegt ein Gutachten vor, dem zufolge Winterkorn ab September "vollständig verhandlungsfähig" sein soll. Ihm werden im Zusammenhang mit dem Abgasskandal Betrug, Marktmanipulation sowie Falschaussage vor dem Bundestag vorgeworfen.
Eigentlich hätte die Verhandlung schon vor mehreren Jahren beginnen sollen. Aufgrund von Winterkorns Gesundheitszustand wurde der Prozess gegen mehrere VW-Topmanager jedoch zunächst verzögert, schließlich wurde das Verfahren gegen Winterkorn abgetrennt. Der inzwischen 76 Jahre alte Manager leidet an Problemen mit Hüfte und Knie und musste sich mehreren Operationen unterziehen. Nun soll er zunächst zwei Tage als Zeuge aussagen.
Dabei geht es um Klagen von Anlegern, die sich getäuscht sehen. Ihrer Meinung nach hätte der Konzern sie früher über den Abgasskandal informieren müssen. Der Aktienkurs von VW war nach Bekanntwerden des Betrugs abgestürzt, Anlegen hatten Milliarden verloren. Vor Winterkorn haben bereits seine Nachfolger Matthias Müller und Herbert Diess ausgesagt. Müller, der zuvor Porsche-Chef war, sagte, er habe von nichts gewusst, Diess war erst wenige Monate vor dem Skandal zu VW gekommen.
Prozess gegen Winterkorn soll im Herbst beginnen
Mehr als acht Jahre ist es her, seit der Dieselskandal bei Volkswagen aufgeflogen ist. Nun soll der damalige Konzernchef vor Gericht kommen.
Winterkorn war von 2007 bis 2015 Konzernchef von VW, zuvor stand er an der Spitze von Audi. Bekannt war er für seine Detailversessenheit und sein über lange Zeit gutes Verhältnis zu VW-Patriarch Ferdinand Piech. In Winterkorns Amtszeit kaufte der Konzern mehrere Marken hinzu und wurde zum größten Autobauer der Welt.
Mit einem seiner berüchtigten kurzen Sätze ("Ich bin auf Distanz zu Winterkorn") versuchte Piech 2015 überraschend, seinen langjährigen Gefolgsmann loszuwerden. Doch er verlor den folgenden Machtkampf, weil sich die Familien Porsche und Piech auf die Seite von Winterkorn schlugen, und trat als Aufsichtsratschef zurück. Winterkorn stürzte ein halbes Jahr später über den Abgasskandal. Bis heute ist nicht geklärt, ab wann er über den Betrug Bescheid wusste.
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