München. Premiumhersteller BMW fordert von der Europäischen Union stärkere Anreize für Elektrofahrzeuge und hofft auf ein Einlenken der Politik im laufenden Gesetzgebungsverfahren. "Ob die Hersteller 95 Gramm pro Kilometer im Flottendurchschnitt erreichen, hängt wesentlich davon ab, wie erfolgreich die Elektromobilität sein wird. Derzeit setzen die Vorschläge der EU-Kommission keine Anreize für die beschleunigte Einführung alternativer Antriebe beziehungsweise anderer Innovationen", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer auf einer Auto-Konferenz des "Handelsblatts" in München. Jedes einzelne frühzeitig eingeführte Elektrofahrzeug liefere einen positiven Beitrag zur CO2-Reduktion lange vor 2020. Ausdrücklich bekannte sich der Manager zu dem geplanten CO2-Flottenwert von 95 Gramm. "Und von den Zielen bis 2025 will ich gar nicht reden. Die sind ohne Elektromobilität überhaupt nicht zu erreichen", so Reithofer. In der EU ringen Politik, Industrie und Umweltverbände derzeit um die künftigen Emissions-Regeln für Pkw. Ab 2020 sollen die Autohersteller im Durchschnitt pro Jahr nur noch 95 Gramm CO2 im Flottendurchschnitt emittieren dürfen. Daraus leiten sich individuelle Grenzwerte für die einzelnen Hersteller ab.
Der aktuelle Vorschlag sieht im Gegensatz zu vorherigen Entwürfen keine Förderung von Modellen mit niedrigen Emissionen im Zeitraum 2016 bis 2020 mit so genannten Supercredits vor. Dabei handelt es sich um die Mehrfachanrechnung zum Beispiel von Elektrofahrzeugen, was den Flottenwert senkt. Während manche Teile der Politik darin eine Verwässerung der Ziele sehen, sind Supercredits für die Autoindustrie eine wichtige Motivation, um teuere und kaum rentabel verkäufliche Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybriden auf den Markt zu bringen. "Es reicht nicht aus, wenn alternative Antriebe in der EU nur mit dem Faktor 1,5 angerechnet werden - und dann auch erst ab 2020. Die USA fördern dagegen E-Fahrzeuge mit einem Faktor von 2,0 ab 2016. In China wird sogar Faktor 5,0 diskutiert", so Reithofer. BMW bringt Mitte November den i3 auf den Markt, ein von Grund auf als Elektrofahrzeug entwickeltes Modell. Im nächsten Jahr soll der i8 folgen - ein Sportwagen mit Plug-In-Hybrid.Bundeskanzlerin Angela Merkel, die als Ziel eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 auf Deutschlands Straßen herausgegeben hat, stoppte die Abstimmung über das neue Gesetz vor der Sommerpause. Sie begründete dies mit den tausenden von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie. Nun versuchen wichtige europäische Länder mit Automobilindustrie in einem Schulterschluss industriefreundlichere Regeln hinzubekommen. "Ich hoffe, dass die laufenden Diskussionen zwischen Regierungen, Parlament und Kommission in Europa zu einem insgesamt tragfähigen Paket führen", so Reithofer.CO2-Regeln
Reithofer fordert Supercredits
Für BMW-Chef Norbert Reithofer hängt das Erreichen des europäischen CO2-Flottenwerts von 95 Gramm "wesentlich" von der Förderung der Elektromobilität vor 2020 ab. Die derzeitige Gesetzesvorlage reiche nicht aus.
Lesen Sie auch: