Russland zeigt erstes eigenes Elektroauto

Knapp zwei Jahre nach dem Überfall auf die Ukraine ist die russische Wirtschaft komplett auf Kriegsproduktion umgestellt. Dennoch haben Forscher der Polytechnischen Universität Moskau jetzt ein erstes Testprojekt eines komplett im Land entwickelten Elektroautos vorgestellt. Das Fahrzeug hört auf den Namen Amber und soll Basis für ein ab 2025 in Serie produziertes Elektrofahrzeug sein.

Gebaut werden soll das Amber in der Fabrik von Avtotor in Kaliningrad, wo bis zum russischen Angriff auf die Ukraine unter anderem BMW-Modelle gefertigt wurden. Entwickler von Avtotor sind an dem Projekt des Polytechnikums beteiligt, das ganz ohne westliche Komponenten auskommt. Stattdessen sollen vor allem chinesische Hersteller die Lücke füllen, die europäische Zulieferer seit Beginn des Krieges hinterlassen haben. Laut russischer Medien werden zahlreiche Komponenten des Amber aus China geliefert.

Für großen Spott sorgt seit Präsentation des Testmodells das Design des Amber. Auf den kleinen Rädern wirkt die klobige und wenig elegante Karosserie völlig unförmig. Im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) spottete ein Nutzer: "Sitzt da ein Mensch statt eines Motors vorne drin, um das Fahrzeug anzutreiben?"

Tatsächlich ist die Erklärung für das deformierte Design des Amber praktischen Überlegungen geschuldet. Nach der heftigen Kritik am Aussehen des Fahrzeugs sahen sich die russischen Entwickler zu einer Klarstellung genötigt: Das gezeigte Modell sei angeblich keineswegs geplant für die Serienfertigung, sondern lediglich ein Testträger für weitere Entwicklungen im Elektrobereich. Das Modell biete viel Bauraum und sei leicht anzupassen und für Erprobungsfahrten zu verändern. Ob das so stimmt, lässt sich unabhängig nicht überprüfen.

Ohnehin wird dem Amber keine große Chance auf Markterfolg in Russland eingeräumt. Realistischer ist, dass die russische Pkw-Industrie von chinesischen Herstellern übernommen wird, die in China entwickelte, billig produzierbare Fahrzeuge für russische Kunden importieren. Große Schlagzeilen waren dem Amber allerdings aufgrund seines verrückten Aussehens dennoch erst einmal sicher.

Aus dem Datencenter:

Die Entwicklung des russischen Fahrzeugmarkts