Die Übernahme der AutoScout24-Mutter, Scout24, durch Finanzinvestoren um Hellman & Friedman sowie Blackstone ist gescheitert. Wie die für die Übernahme zuständige Holdinggesellschaft Pulver BidCo am Dienstag mitteilte, wurde die für das Angebot notwendige Annahmeschwelle nicht erreicht.
"Bei Ablauf der Annahmefrist des Angebots am 9.Mai 2019 entsprach die Summe der Scout24 Aktien, die in das Angebot eingereicht worden sind, die die Bieterin hält sowie die ihr für Zwecke der Berechnung der Mindestannahmeschwelle zuzurechnen sind, rund 42,8 Prozent aller ausgegebenen Scout24 Aktien", erklärte Pulver BidCo. "Die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent zuzüglich einer Aktie wurde daher nicht erreicht." Die Börse reagierte deutlich, der Scout24-Kurs sackte nach Bekanntwerden des Scheiterns um gut 3 Euro beziehungsweise rund 7 Prozent ab.
Schon in der vergangenen Woche hatte sich abgezeichnet, dass die Übernahme mangels Interesse auf Aktionärsseite auf Messers Schneide stand, obwohl sich das Management von Scout24 für diesen Schritt ausgesprochen hatte.
Scout24-Chef Tobias Hartmann sagte: "Wir hatten uns für die strategische Partnerschaft mit Hellman & Friedman und Blackstone ausgesprochen, respektieren aber voll die Entscheidung unserer Aktionäre. Wir verstehen diese Entscheidung als Vertrauensbeweis in die erfolgreiche Zukunft und das Management von Scout24." Das Management werde sich weiter "auf unsere Wachstumsstrategie und die eigenständige Weiterentwicklung von Scout24 konzentrieren".
Die Prognose für das laufende Jahr bleibt vom Scheitern des Übernahmeangebots unberührt. Gerade erst hat Scout24 für das erste Quartal einen steigenden Umsatz aber sinkenden Gewinn gemeldet. Im laufenden Jahr sollen Umsatz und Ergebnis zweistellig wachsen. Konkret erwartet das Management Umsatzsteigerungen zwischen 15 und 17 Prozent sowie eine EBITDA-Marge aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit zwischen 52 und 54 Prozent.
Mit dem Scheitern der Übernahme könnte auch die Möglichkeit vom Tisch sein, dass Scout24 die möglicherweise zum Verkauf stehende Classifieds-Sparte von Ebay übernehmen könnte, zu der auch Mobile.de gehört. Diese Perspektive hatte zuletzt Sorgen im Handel ausgelöst, dass ein Zusammenkommen der beiden dominierenden Plattformen für Gebrauchtwagen deren Marktmacht weiter erhöhen und zu steigenden Preisen führen könnte.
Eine Sprecherin von Scout24 sagte dazu auf Anfrage der Automobilwoche allerdings: "Wir sehen uns nach wie vor alle M&A-Themen an, die für uns interessant sind." Daran habe sich durch das Scheitern des Übernahmeangebots nichts geändert. Ohne die Finanzinvestoren im Rücken stellt sich allerdings die Frage, wie eine solche Übernahme finanziert werden sollte.
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