Turin. Der italo-amerikanische Autokonzern Fiat/Chrysler kommt immer mehr ins Schlingern. Im europäischen Volumenmarkt schreibt Fiat nach wie vor hohe Verluste, während zusätzlich das einst renditestarke Lateinamerika-Geschäft immer mehr unter die Räder kommt. Auch die relativ gut laufenden US-Aktivitäten um Chrysler können den Konzern aufgrund hoher Investitionen nicht mehr so stützen wie noch vor einem Jahr. Entsprechend ging der operative Gewinn im vergangenen Jahr um 147 Millionen auf 3,394 Milliarden Euro zurück. Der Nettogewinn (ohne Sondereffekte) rutschte von 1,14 Milliarden auf nur noch 943 Millionen Euro ab. Damit hat das Unternehmen seine bereits revidierten Gewinnprognosen nur gestreift. Um über genügend Liquidität für die vollständige Übernahme von Chrysler zu verfügen, will Fiat/Chrysler keine Dividende ausschütten. Der Umsatz kletterte hingegen um drei Prozent auf 86,8 Milliarden Euro.
Für das laufende Jahr stellte das Unternehmen einen Umsatz von 93 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn zwischen 3,6 und 4,0 Milliarden Euro in Aussicht. Der Nettogewinn soll sich weiter abschwächen und zwischen 0,6 und 0,8 Millionen Euro liegen. Der Ausblick lag unter den Marktprognosen. Experten hatten mit fast 4,2 Milliarden Euro an operativem Gewinn gerechnet. Außerdem schnitt das Unternehmen im vergangenen Jahr schlechter ab als es Analysten erwartet hatten. Weil Fiat außerdem die Dividende strich, gaben die Aktien zeitweise um rund sechs Prozent nach und notierten um sieben Euro.
Im noch immer geltenden Fünf-Jahresplan hatte Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne für das Jahr 2014 bei einem Umsatz von 94 bis 98 Milliarden Euro einen operativen Gewinn zwischen 4,7 und 5,2 Milliarden Euro prognostiziert. Die Marge sollte zwischen 5,0 und 5,3 Prozent liegen. Die Planzahlen lagen ursprünglich noch höher, waren aber korrigiert worden.
Fiat wird in Kürze die noch ausstehenden 41,5 Prozent an Chrysler ganz übernehmen. Der US-Gesundheitsfonds VEBA erhält dafür insgesamt 4,35 Milliarden Dollar und bleibt damit deutlich unter der ursprünglichen Forderung von mindestens fünf Milliarden Dollar. Fiat selbst zahlt nur 1,75 Milliarden in bar. Den Rest muss Chrysler aufbringen: 1,9 Milliarden Dollar werden in Form einer Sonderdividende sofort an den Fonds ausgeschüttet. Gestreckt auf vier Jahre kommen nochmals insgesamt 700 Millionen Dollar Dividende dazu. Mit der Schaffung eines integrierten Konzerns entsteht der siebtgrößte Autohersteller der Welt.