Skoda-Chef Zellmer hofft weiter auf Giga-Factory in Tschechien

Skoda hat die Gigafabrik des VW-Konzern in Tschechien noch nicht abgeschrieben. „Es ist derzeit nicht der richtige Zeitpunkt für eine Entscheidung“, sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer beim Automobilwoche Kongress vor 250 Teilnehmern in Berlin. Tschechien habe dem Konzern ein gutes Gesamtpaket angeboten.

Der Wolfsburger Konzern hatte jüngst die Entscheidung über die Fabrik aufgeschoben. VW-Konzernchef Oliver Blume begründete dies mit den aktuellen Marktbedingungen und dem langsameren Anlaufen der E-Mobilität in Europa.

„Der wesentliche Faktor beim Bau einer Gigafactory sind die Stromkosten“, so Zellmer. Koste der Strom einen Cent mehr würden die Kosten in Tschechien um 50 Millionen Euro steigen. Mit Blick auf die Stromkosten in Nordamerika und China könnte der Kostennachteil bei einer europäischen Batteriefabrik schnell auf eine halbe Milliarde Euro steigen.

Das läuft der aktuellen Entwicklung entgegen, denn der Konzern und seine Marken suchen nach Einsparmöglichkeiten. „Wir müssen entlang der gesamten Wertschöpfungskette unsere Effizienzpotenziale erschließen“, sagte Zellmer. Diese gelte für Entwicklung, Beschaffung, Produktion und Vertrieb.

Nur so können die etablierten Hersteller mit ihren neuen Wettbewerbern aus Nordamerika und Asien mithalten. „Wenn bei einer Komplettsanierung eines Hauses die Bewohner noch drin sind, ist dies schwieriger als auf einer grünen Wiese zu beginnen“, sagte der Skoda-Chef.

Ein weiterer Vorteil der Wettbewerber: Tesla hat die gesamte Wertschöpfungskette in seinen IT-Systemen abgebildet – von der Beschaffung bis zum Vertrieb samt Kunden. Dadurch kann der Hersteller deutlich schneller auf Entwicklungen reagieren und beispielsweise die Preise anpassen. Erwartet der Hersteller in einigen Wochen einen Rückgang der Nachfrage, senkt er die Preise.

Anders bei den traditionellen Herstellern. Sie reagieren in der Regel erst, wenn die Läger volllaufen. Doch dann ist es bereits zu spät. Die Fahrzeuge müssen in den Markt gedrückt werden.

Davon will Zellmer weg: „Das Wichtigste ist ein ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage.“ Skoda wolle die Produktion so steuern, dass ein Fahrzeug weniger produziert werde, als der Markt will.

Dabei soll auch die Umstellung auf das Agentursystem helfen. Der Hersteller hofft, so näher an den Kunden zu rücken und die Aufgaben gemeinsam mit den Partnern besser zu verteilen. So können Redundanzen vermieden und die Kosten gesenkt werden.

„Wir können durch die Umstellung auf das Agenturmodell die Kostenstrukturen um rund zwei Prozent verbessern“, sagte Zellmer. Im nächsten Jahr stellt Skoda den Vertrieb schrittweise auf das Agentursystem um: Das Kompakt-SUV Elroq, das im vierten Quartal 2024 auf den deutschen Markt kommt, ist das erste Elektroauto, das die Partner vermitteln und dafür eine Provision erhalten.  

Für das Jahr 2028 rechnet Zellmer mit dem Tipping Point, dann sollen sich der Vertrieb von batterieelektrischen Fahrzeugen und Verbrennern die Waage halten. Aus Sicht des Skoda-Chefs tickt die Uhr: „Das ist das Zeitfenster, das wir nutzen müssen, um unsere Hausaufgaben zu machen.“

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Skoda 2024 bis 2026