"Trump versteht die Autoindustrie nicht"

Der neue US-Präsident Donald Trump versteht die Automobilindustrie nicht und führt seine Wähler an der Nase herum. Das sagt Steven Rattner, US-Investor und ehemaliger Obama-Berater in Fragen zur Autoindustrie, in einem Interview mit "Zeit Online". Auch äußert Rattner in dem Interview Zweifel daran, dass Trump mit seinen markigen Ankündigungen wirklich eine Strategie verfolge.

"Vieles davon, was Trump sagt, zeigt, dass er die dringendsten Probleme der Autoindustrie in den USA nicht versteht", ist in dem Interview zu lesen: "General Motors hat versucht, Chevrolet in Europa einzuführen, allerdings ohne Erfolg. Die Europäer wollen diese Autos einfach nicht kaufen."

Trump wisse noch nicht mal, wie viele deutsche Autos heute aus den USA exportiert würden, sagt Rattner weiter. Zuvor hatte Donald Trump beklagt, er sehe auf New Yorks Straßen zu viele deutsche Autos, aber kaum US-Fabrikate. Der scheidende Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte das salopp kommentiert: "Dann müssen die USA bessere Autos bauen".

Auch habe General Motors zahlreiche Werke in Europa, wo Opel-Fahrzeuge und andere Marken gefertigt werden. "Trump versteht nicht, wie vernetzt und globalisiert die Autoindustrie ist. Es wäre ein herber Rückschlag für die Industrie, wenn die USA ihre Grenzen schließen würden oder Strafzölle auf importierte Autos und Autoteile erheben würden", kritisiert Rattner.

Weiter mutmaßt er, dass Trumps radikale Positionen bloß seine Art des Verhandelns seien. "Vielleicht steckt da gar keine Strategie dahinter. Es ist nur seine Methode, Deals einzufädeln. Er beginnt die Verhandlungen, indem er etwas völlig Extremes fordert. Am Ende hofft er, mehr präsentieren zu können, als alle erwartet haben."

Den Wahlerfolg Trumps führt der Investor darauf zurück, dass die Interessen des durchschnittlichen Amerikaners zu lange ignoriert worden seien. "In Washington hat niemand wirklich verstanden, was mit dem Durchschnittsbürger da draußen passiert. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Trump die Wahl gewonnen hat: Die wachsende Kluft zwischen dem politischen Establishment in Washington und den durchschnittlichen Amerikanern." Er sei jedoch skeptisch, ob sich das unter Präsident Trump ändern werde.

Es sei die "Ironie der Politik der neuen Regierung", dass sie nichts unternehmen werde, was den Menschen helfe, die Trump gewählt haben. "Ihre Pläne bestehen aus Steuersenkungen für die Superreichen, Deregulierungen für Unternehmen und dem Bau von Mauern", fasst Rattner zusammen: "Menschen mit einem niedrigeren Einkommen kaufen eher importierte Waren, weil sie billiger sind. Wenn nun Zölle erhoben werden, werden genau diejenigen getroffen, die ohnehin schon als Globalisierungsverlierer galten."