Als Porsche vor 15 Jahren den ersten Panamera präsentiert hat, war der Gran Turismo noch ein ziemlich ungewohntes Konzept und die Kunden haben - wie eigentlich immer, wenn Porsche etwas Neues wagt - gewaltig gefremdelt. Doch mittlerweile geht die zweite Generation auf die Zielgerade und mit dem Taycan haben die Schwaben die Idee vom komfortablen Gleiter und Fighter bereits auf die Electric Avenue gehoben. Statt ihr Flaggschiff deshalb jetzt aber auszumustern und nur in Würde die Erinnerung zu wahren, schickt Baureihenleiter Thomas Friemuth den Viertürer noch einmal in die Verlängerung. Und während es etwa beim Cayenne oder beim Macan für den Übergang nur noch ein Facelift nach dem anderen gibt, hat er den Panamera noch einmal komplett neu konstruiert: Auch wenn Format und Form nicht allzu weit auseinander liegen und man zumindest die nur noch dezent getarnten Prototypen allein an den stärker modellierten Kotflügeln als „E3“ erkennt, sind alle Blechteile außer den Türen neu, verspricht der Chefentwickler. Und die Technik darunter ohnehin.
Das merkt man bereits bei der ersten Fahrt im Prototypen, der seiner Zwitterrolle aus Sportwagen und Luxusliner noch besser gerecht wird, schärfer um die Kurven schneidet, mehr Rückmeldung von der Fahrbahn gibt und die Straße trotzdem noch glatter bügelt. Dabei ist hier nur das semiaktive Fahrwerk mit Zweikammer-Luftfeder aus dem Basismodell am Werk und noch gar nicht das neue Aktivfahrwerk mit nur einer Luftkammer, aber dafür Zweiventildämpfern, das fast so schnell und feinfühlig regelt wie die vorausschauenden Systeme der Konkurrenz und Unebenheiten schon egalisiert, bevor der Fahrer sie überhaupt fühlen kann. Die segensreiche Wirkung dieser neuen Federung, die den Aufbau zudem in jeder Lebenslage ruhig hält und fein ausbalanciert, spürt man aber nicht nur beim Fahren, sondern schon beim Parken: Denn für den bequemen Ein- und Ausstieg bockt sie den Panamera beim Abstellen automatisch und blitzschnell zwei Fingerbreit auf.
Panamera rückt näher an den Taycan
So rüstet Porsche den Panamera für den Übergang ins Elektro-Zeitalter.
Zwar hat Baureihenleiter Friemuth auch noch einmal an den Verbrennern gefeilt, verspricht für den bislang 330 PS starken 2,9-Liter-V6 aus dem Basismodell einen signifikanten Leistungsnachschlag, der zum neuerdings sehr viel kernigen Klang aus dem frisch entwickelten Sportauspuff passt. Und auch am V8 mit seinen im Turbo bislang 630 PS wird der Generationswechsel schon nicht spurlos vorübergehen. Doch am meisten tut sich – die Zukunft lässt grüßen – bei den Plug-In-Hybriden, von denen Porsche künftig gleich vier Versionen anbieten will – zwei in Kombination mit dem V6 und zwei mit dem V8 und dann im besten Fall mit Systemwerten von mehr als 700 PS und 1000 Nm.
Allen gemein ist ein deutlich verbessertes E-Paket: Nicht nur, dass die Leistung des E-Motors von 100 auf 140 kW steigt und der Panamera so unter den Teilzeitstromern wieder mehr Stiche macht. Sondern zugleich hat Porsche die Kapazität der Batterie von 17,9 auf 25,5 kWh erhöht und so die Reichweite im besten Fall hart an die 100 Kilometer gebracht. „Je nach Einsatzgebiet, Witterung und Fahrweise haben wir so bis zu 70 Prozent mehr elektrischen Aktionsradius“, verspricht Friemuth und will, dass die Kunden davon auch redlich Gebrauch machen. Nicht umsonst hat er zudem die Ladeleistung auf 11 kW erhöht, so dass man mit dem neuen Panamera trotz des größeren Akkus nicht länger an der Leine hängt als früher.
Ähnlich groß wie unter der Haube ist der Sprung aber im Cockpit, bei dem Freimuth mal kurz den Schleier lüftet, als der Fotograf gerade die Chipkarte wechselt. Dann erkennt man, dass die Armaturen des Panamera voll digitalisiert und wie im Taycan etwas gebogen sind. Es gibt ein neues Lenkrad mit dem Drehschalter für die unterschiedlichen Fahrprogramme. Vor dem Beifahrer flackert jetzt ein eigenes Display, das wegen einer speziellen Sperrfolie sogar während der Fahrt Spielfilme zeigen darf, weil es von links nicht einzusehen ist. Und auf der Mittelkonsole verschwindet – wie schade – der Schaltknauf. Als kleiner Hebel im Armaturenbrett macht er so zwischen den Sitzen zwar mehr Platz für eine klimatisierte Handy-Schale und die Becherhalter, entrückt den Panamera aber etwas weiter vom Fahrer und verschiebt das Porsche-Pendel so noch ein bisschen weiter weg vom Elfer hin zum Taycan.
Aus dem Datencenter: