Chinas E-Auto-Exporte in die EU sinken überraschend

Die Zahlen klingen angesichts der Meldungen über angriffslustige chinesische Autobauer überraschend: Chinas E-Auto-Exporte in die EU sind zu Beginn des Jahres um fast 20 Prozent im Vergleich zu 2023 geschrumpft. Das geht aus offiziellen Daten Pekings hervor. 

Laut Chinas Zoll gingen im Januar und Februar rund 75.600 Elektrofahrzeuge in die 27 EU-Mitgliedsländer. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Rückgang von gut einem Fünftel. Die Zahlen für Europa stechen im Vergleich heraus. Denn im selben Zeitraum stiegen die gesamten chinesischen E-Auto-Exporte laut Zolldaten um acht Prozent auf 248.211 Fahrzeuge.

Die Daten widersprechen auf den ersten Blick der Erzählung über aggressive E-Auto-Hersteller, wegen der die EU-Kommission im Oktober 2023 eine Untersuchung eingeleitet hat. Hersteller wie BYD, Geely, SAIC und Co. profitieren nach Ansicht der Brüsseler Behörder im Übermaß von staatlichen Subventionen und verschaffen sich damit einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber Europas Autoindustrie.

Anfang dieses Monats erklärte Brüssel, dass es kurz davor stehe, zusätzliche Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge zu erheben, die in die EU eingeführt werden. In einer Mitteilung verwies die EU-Kommission zudem darauf, dass die Importe chinesischer Elektrofahrzeuge in die Europäische von 2022 zu 2023 um 14 Prozent gestiegen seien. Mit einer Entscheidung der EU wird im dritten Quartal gerechnet, also ab Juli.

Ist die Meldung aus Peking über sinkende E-Auto-Exporte angesichts drohender EU-Sanktionen Zufall? Die chinesische Handelskammer bei der EU (CCCEU), eine Lobbygruppe der chinesischen Wirtschaft, betont in einer Stellungnahme, der Rückgang der Exporte gehe “über eine bloße statistische Anomalie hinaus." Es gebe Spekulationen, ob die Untersuchung der EU eine “abschreckende Wirkung” entfacht habe, schreibt die CCCEU.    

Seit 2021 spiegelte sich das rasante Wachstum chinesischer E-Auto-Exporte auch in den Daten des chinesischen Zolls. In den meisten Monaten gab es ein deutliches Wachstum im Jahresvergleich, nur in wenigen Monaten Rückgänge.

Die möglichen Strafzölle für chinesische E-Autos sind in der Branche umstritten. Als Gegenreaktion wären hohe Importzölle für europäische Hersteller in China wahrscheinlich – und das würde vor allem deutsche Autobauer treffen. "Porsche wäre am meisten betroffen, denn sie importieren in China 100 Prozent ihrer Verkäufe. Es folgen BMW und Mercedes, die ihr Top-Segment (S-Klasse/EQS, 7er/i7) importieren", schrieb das Analyseinstitut Bernstein in einer ersten Reaktion auf das EU-Papier. hev