Aufholen durch Technik

Audi musste sich lange der Kritik erwehren, seinen jahrzehntealten Markenslogan "Vorsprung durch Technik" nicht mehr mit Inhalt zu füllen. Wirklich Neues gab es nicht. Eine gute Gelegenheit wäre die Vorreiterrolle bei der Elektromobilität gewesen. Hier aber ließen sich die Ingolstädter 2013 von den Kollegen in München mit dem BMW i3 die Show stehlen. Innovationskraft vergeudete Audi zudem seit der Dieselaffäre 2015 durch die Abgänge diverser Entwicklungs- und Vorstandschefs.

Zielgerichteter soll es jetzt mit dem neuen CEO Markus Duesmann vorangehen. Der Ex-BMW-Manager drückt vor allem beim Thema E-Antrieb aufs Tempo. 15 Milliarden Euro lässt Audi sich die Strom-Offensive "Roadmap E" kosten.

Die Plug-in-Hybridisierung ist schon weitgehend abgeschlossen. Mit Q3, A3 und dem Debüt des Q5 Sportback werden jetzt die letzten Modelle zu Teilstromern. A1 und Q2 bleiben außen vor, hier lohnt der Aufwand nicht. A4 und A5 werden erst nach ihrer Ablösung in rund drei Jahren eine Elektrifizierung bekommen.

In wenigen Wochen zieht Audi – nach eigenen Angaben der mit Abstand größte Premiumhersteller von Elektrofahrzeugen – das Tuch vom e-tron GT. Der Allrad- Gran-Turismo fährt auf der gleichen Architektur (J1-Plattform) wie der Porsche Taycan. Etwas später im Jahr soll es vom e-tron GT noch eine Einstiegsversion mit Hinterradantrieb geben.

Am oberen Ende der Leistungsskala positioniert sich einmal mehr die Audi Sport GmbH. Erstmals überhaupt präsentiert die Performance-Tochter ein Elektrofahrzeug, den RS e-tron GT. Gleichzeitig ist das Power-Coupé mit 646 PS das stärkste jemals produzierte Straßenfahrzeug von Audi Sport.

Weitere J1-Stromer wird Audi nicht bauen. Zukünftige Modelle basieren auf der PPE-Architektur ("Premium Platform Electric"). Auf ihr entstehen ab 2022 Fahrzeuge des C- und D-Segments, ausgelegt als Hoch- und Flachboden- Konzept. Bislang wurde vermutet, dass Audi als erstes PPE-Modell ein viertüriges Coupé im Format eines A5 Sportback (Name: A6 e-tron) an den Start schickt. Doch den Vorzug erhält der Q6 e-tron. Das SUV soll Ende 2022, etwa ein halbes Jahr nach dem elektrischen Macan, auf dem Markt kommen. Mit dem Porsche teilt sich der Audi die Technik. 2023 soll es vom Q6 e-tron ein Coupé geben.

Gut möglich, dass im Jahr darauf Audi sein ambitioniertes Artemis-Projekt "Landjet" zum Abschluss bringt. Bei diesem E-Fahrzeug der Luxusklasse soll es sich laut Designchef Marc Lichte um eine Revolution handeln. Optische Anhaltspunkte könnte hier die 2017 gezeigte Studie Aicon liefern. Nicht bestätigt ist, dass der "Landjet" den heutigen A8 ersetzen soll. Beide Fahrzeuge werden wohl parallel laufen.

Noch weiter im spekulativen Bereich liegt der Q9. Das Maxi-SUV als Pendant zum Mercedes GLS und BMW X7 war immer wieder diskutiert und vor allem für die USA und China ins Auge gefasst worden. Duesmann gehört allerdings nicht zu den Bigger-is-better-Verfechtern, wie er unlängst in einem Interview offenbarte. Er lässt deshalb neue Fahrzeugkonzepte entwickeln, die weniger wuchtig daherkommen.

Zwei davon erscheinen schon diesen Sommer, der Q4 e-tron und der Q4 e-tron Sportback. Unter ihren Karosserien steckt der MEB (Modularer E-Antriebs- Baukasten) von Volkswagen. Anfangs sind die Modelle nur mit Allrad zu erhalten. Eine günstigere Heckantriebsvariante ist für Ende 2021 geplant. Sie soll dann statt 450 über 500 Kilometer Reichweite schaffen und weniger als 40.000 Euro kosten.

Lesen Sie auch:

Audi enthüllt e-tron GT am 9. Februar

Mit Porsche-Technik: Audi startet Serienproduktion des E-Tron GT

Modellvorschau Audi Sport: Leise Hoffnungsträger

Testfahrten auf der Autobahn: Audi e-tron GT als Erlkönig rund um Ingolstadt unterwegs

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Audi e-tron 2021 bis 2024