München. Die neue Gesellschaft wird den rechtlichen Firmensitz als „NV“ in den Niederlanden haben, soll aber steuerlich in Großbritannien veranlagt werden. Geplant ist ein Erstlisting in New York und ein zweites in Mailand. Pate für dieses Konstrukt ist CNH Industrial – ein Unternehmen, das Ende 2010 durch die Abspaltung des Lkw-Hersteller Iveco, der Landmaschinen- Aktivitäten Case New Holland und Fiat Powertrain vom alten Fiat-Konzern entstand. Der Grundstein für FCA wurde im Frühjahr 2009 gelegt, als Chrysler das beschleunigte Insolvenzverfahren nach Chapter 11 verließ. Damals war das Unternehmen im Besitz der Staaten USA und Kanada sowie des Pensions- und Gesundheitsfonds der US-Gewerkschaft UAW. Fiat- Chef Sergio Marchionne stieg bei Chrysler ein und bezahlte mit bereits vorhandener Fiat-Technologie. Später erhöhte Fiat schrittweise die Beteiligung und übernahm am 21. Januar die restlichen 41,5 Prozent. Während die Italiener selbst nur 1,75 Milliarden Dollar in bar bezahlen, muss Chrysler in Form einer Sonderdividende 1,9 Milliarden Dollar selbst stemmen. Auch heute noch sind beide Unternehmen vor allem im Volumengeschäft in ihren Heimatmärkten Europa und Nordamerika tätig und entsprechend verwundbar. Bei einem Gesamtabsatz von 4.352.000 Einheiten werden 2.238.000 Fahrzeuge in der NAFTARegion und 741.000 in Europa verkauft. Die Allianz mit Chrysler folgte Marchionnes Kalkül, dass ein Massenhersteller ein Jahresvolumen von sechs Millionen Einheiten braucht, um überleben zu können. Diese Schwelle wollte der italo-kanadische Manager ursprünglich schon in diesem Jahr überschreiten. Inzwischen hat Marchionne die strategische Ausrichtung mehrfach angepasst.
Ein neues Kapitel unserer Geschichte
Anfang Mai will er einen neuen Fünfjahresplan vorlegen. Zentraler Baustein ist die Höherpositionierung des Produktportfolios. „Der europäische Volumenmarkt ist überversorgt und hat keine Zukunft“, so Marchionne. Außerdem setzt er auf eine starke technologische Zusammenarbeit der Premiummarken Alfa Romeo und Maserati. Die Marke Lancia, die noch vor wenigen Jahren mit dem US-Label Chrysler verschmolzen wurde, soll nur noch in Italien angeboten werden. Gleichzeitig soll die Modellfamilie um den Fiat 500 international stärker vermarktet werden. Mit dem integrierten Konzern FCA kann Marchionne Verwaltungskosten sparen, über Plattform- sowie Gleichteilstrategien Synergien heben und die regionalen Händlernetze für die Expansion neuer Marken in beide Richtungen nutzen. „Heute können wir sagen, dass wir erfolgreich ein solides Fundament für einen globalen Autohersteller geschaffen haben“, so der Manager.