Boxberg. „In aller Welt ziehen Abgas- und Verbrauchsnormen weiter an. Die schärfste Vorgabe zeichnet sich für europäische Neuwagen im Jahr 2020 mit 95 Gramm CO2 pro Kilometer im Flottendurchschnitt ab. Es gilt deshalb die Formel: je größer das Fahrzeug, desto mehr Elektrifizierung im zukünftigen Antrieb“, so Bernd Bohr, scheidender Chef der Kfz-Technik- Sparte. Nach Ansicht von Bosch sind bei herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren durch verschiedene Effizienztechniken wie einer verbesserten Einspritztechnik sowie Hubraumverkleinerung in Verbindung mit Turboaufladung nochmals Verbrauchseinsparungen von bis zu 20 Prozent gegenüber den Werten von 2012 möglich. Damit können Fahrzeuge unterhalb der Kompaktklasse die geforderten CO2-Grenzen ohne Elektrifizierung unterschreiten. „Weitere Verbrauchsverbesserungen sind möglich, allerdings zu teilweise erheblichen Mehrkosten“, hebt Rolf Bulander, Chef des Dieselgeschäfts von Bosch, hervor. Doch schon in der Kompaktklasse dürfte die Industrie um eine teilweise Elektrifizierung des Antriebsstrangs nicht herumkommen. In diesem preissensitiven Segment bietet Bosch ein völlig neues System mit einem 48-Volt-Bordnetz zur Rückgewinnung von Bremsenergie an („Boost Recuperation System“, BRS). Nach fünf Bremsungen soll die Lithium-Ionen-Batterie voll sein. Ein Starter-Generator, mit dem Motor per Riemen verbunden, speist die Energie dann in den Antrieb zurück. Sieben Prozent CO2-Einsparung sollen durch den Einstiegs-Hybrid möglich sein.
Zusammen mit dem BRS kann auch die eClutch verwendet werden. Diese elektrisch betätigte Kupplung entkuppelt Motor und Antriebsstrang im Schubbetrieb und spart so Energie. Speziell für Hybrid- und Elektrofahrzeuge hat Bosch den iBooster entwickelt, einen elektromechanischen Bremskraftverstärker, der das herkömmliche vakuumbasierte System mittelfristig in vielen Fahrzeugen ablösen dürfte. Der iBooster geht noch in diesem Jahr bei drei Autoherstellern in Serie. Nach Informationen der Automobilwoche wird der Volkswagen- Konzern dazugehören. Der neue Bremskraftverstärker ermöglicht laut Bosch eine nahezu vollständige Rückgewinnung von Bremsenergie und verlängert so die Reichweite beim elektrischen Fahren. Der iBooster ist Teil des modularen Bremsen- Baukastens. Den ersten Plug-in-Hybridantrieb liefern die Stuttgarter an Porsche für die viertürige Limousine Panamera. Das System von Bosch ermöglicht eine Strecke von bis zu 60 Kilometern im rein elektrischen Betrieb – und das bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h. „Wir rechnen mit einem reduzierten Spritverbrauch von mindestens 50 Prozent im Neuen Europäischen Fahrzyklus“, prognostiziert Bulander. In der Oberklasse werde mit Blick auf die europäischen Emissionsziele für 2020 kein Weg an einer starken Elektrifizierung vorbeiführen. Alternativ zur E-Mobilität propagiert Bosch den Erdgasantrieb (CNG), der auch in Verbindung mit Diesel kommen soll. Bereits ab einer jährlichen Fahrleistung von 7000 Kilometern kann sich CNG lohnen, denn Erdgas ist bis zu 50 Prozent günstiger als Benzin. „Schon heute können wir damit im Vergleich zum Benzinmotor 25 Prozent CO2 einsparen“, betont Bulander.Hybrid für jede Klasse
Die herausfordernden CO2-Grenzwerte in Europa sorgen für eine Elektrifizierung des Antriebsstrangs auf breiter Front. Bosch hat deshalb eine Reihe von Lösungen entwickelt, die von einem relativ kostengünstigen System zur Rückgewinnung von Bremsenergie über einen elektromechanischen Bremskraftverstärker bis zum Plug-in-Hybriden für die Oberklasse reichen.