Stuttgart. Daimler hat im dritten Quartal den Umsatz und das Ergebnis gesteigert. Nach einem holprigen Start ins Geschäftsjahr 2012 holt der Stuttgarter Autohersteller immer mehr auf und blickt optimistisch in die Zukunft. "Das dritte Quartal zeigt deutlich, dass wir halten, was wir versprochen haben. Die Profitabilität und das EBIT verbesserten sich in allen industriellen Geschäftsfeldern im Vergleich zum Vorjahresquartal", sagte Finanzchef Bodo Uebber in einer Telefonkonferenz im Anschluss an die Veröffentlichung des Quartalsberichts. Der Konzernumsatz legte um fünf Prozent auf 30,1 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 16 Prozent auf über 2,2 Milliarden Euro zu. Netto blieben knapp 1,9 Milliarden Euro - ein Plus von 53 Prozent. Einen großen Gewinnsprung verzeichnete die Pkw-Sparte: Das EBIT stieg um 23 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Damit lag die Rendite bei 7,3 Prozent. Im Vorjahresquartal hatte sie 6,4 Prozent betragen.
An der Börse wurden die Zahlen äußerst positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsstart kletterten die Daimler-Aktien um 2,3 Prozent auf 59,70 Euro und waren damit die stärksten Gewinner im Deutschen Aktienindex (DAX). Im Tagesverlauf bauten die Papiere ihren Vorsprung weiter aus und erreichten mit über 60 Euro den höchsten Stand seit 2008. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg des Konzernumsatzes um rund fünf Prozent auf 30 Milliarden Euro gerechnet. Das EBIT war auf zwei Milliarden Euro taxiert worden. Im Rahmen der Quartalsvorlage hat Uebber für das laufende Jahr eine unveränderte Dividende von 2,20 Euro pro Aktie und eine künftige Ausschüttungsquote von 40 Prozent angekündigt. Der Konzern wies im dritten Quartal einen free Cash-flow von 1,6 Milliarden Euro aus. Die Nettoliquidität liegt nun bei "komfortablen" 12,6 Milliarden Euro. Im Frühjahr hat Daimler nach einem schlechten Start eine Gewinnwarnung herausgegeben.Daimler und Mercedes steigern Gewinn
Nach fünf Quartalen mit rückläufigem EBIT hat Daimler mit dem Zwischenbericht nun eine Trendwende markiert. Auf Jahressicht allerdings wird sich das noch nicht niederschlagen. Der Konzern rechnet mit einem EBIT aus dem laufenden Geschäft von rund 7,5 Milliarden Euro. Das bedeutet, einen deutlichen Rückgang, selbst wenn man den Sondereffekt aus EADS herausrechnet. Im Jahr 2012 hat Daimler 8,6 Milliarden Euro erzielt. Darin enthalten sind die Gewinnanteile des Europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, die Daimler inzwischen verkauft hat. Ohne den EADS-Beitrag blieben den Stuttgartern im vergangenen Jahr noch 8,1 Milliarden Euro an Gewinn. Auch die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars erwartet mit 4,0 Milliarden Euro einen um 400 Millionen Euro geringeren Gewinn. Bei einem geplanten steigendem Umsatz wird sich die Marge, die 2012 bei 7,1 Prozent lag, nochmals abschwächen. Uebber begründete dies mit anhaltend hohen Investitionen in neue Modelle sowie dem weltweiten Kapazitätsausbau: "Wir sind noch in einem Übergangsjahr."
Für die nächsten Jahre stellte der Finanzchef steigende Gewinne sowohl im Konzern als auch in allen industriellen Geschäftsfeldern in Aussicht. Dies soll auch in eine höhere Profitabilität münden. "Wer sind auf dem Weg, unsere Zielmargen zu erreichen", so Uebber. Dabei setzt der Manager auf die stark verjüngte und ausgeweitete Pkw-Produktpalette sowie neue Lkw- und Transportermodelle. Außerdem will Daimler von verschiedenen Programmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung profitieren, die "im Jahr 2015 voll wirksam werden". Mercedes-Benz Cars will eine Rendite von zehn Prozent schaffen, Daimler Trucks von acht Prozent. Offen ist, wann das Ziel erreicht werden kann. Die Konkurrenten Audi und BMW haben 2012 eine Marge von 11,7 beziehungsweise 10,9 Prozent erzielt. Ihr Zielwert liegt zwischen acht und zehn Prozent.Die Pkw-Sparte steigerte den Absatz in den ersten neun Monaten um acht Prozent auf etwas über 1,14 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart. Im laufenden Jahr sollen die Verkäufe auf ein neues Rekordniveau von über 1,4 Millionen Einheiten zulegen. "Unsere neuen Kompaktmodelle sind ein voller Erfolg. Im dritten Quartal stiegen unsere Verkaufszahlen um 90 Prozent und wir hätten noch mehr Fahrzeuge verkaufen können. Allerdings sind unsere Kapazitäten voll ausgelastet", so Uebber. Mittlerweile ist jeder vierte Pkw von Mercedes ein Kompaktmodell. Gefragt war auch die neue S-Klasse, die erst im Juli in Europa auf den Markt kam und für die mehr als 30.000 Bestellungen vorliegen. Im vierten Quartal ist das Oberklasse-Flagschiff auch in den USA und China erhältlich. Der volle Volumeneffekt tritt damit erst 2014 ein. Zum Gewinnsprung bei Mercedes-Benz Cars trugen nicht nur höhere Verkaufszahlen und stabile Preise bei. Laut Uebber ist das Effizienzprogramm "Fit for Leadership" schneller als geplant vorangekommen: "Wir haben im dritten Quartal Einsparungen erzielt, die wir erst für einen späteren Zeitpunkt eingeplant hatten." Bis Ende 2014 will die Sparte zwei Milliarden Euro sparen.
Auch die anderen Geschäftsfelder verbesserten sich im dritten Quartal. Der Gewinn der Lkw-Sparte legte um vier Prozent auf 522 Millionen Euro zu, die Marge stieg von 6,2 auf 6,5 Prozent. Im Gesamtjahr wird ein EBIT auf Vorjahresniveau bei rund 1,7 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Eine Gewinnexplosion verzeichneten die Transporter: Mit einem EBIT von 152 Millionen Euro wurde mehr als eine Verdoppelung ausgewiesen (Marge: 6,7 Prozent vs 3,6 Prozent). In diesem Jahr soll der Gewinn von 541 auf 600 Millionen Euro steigen. Die Busse, die im Vorjahresquartal noch einen Verlust von 36 Millionen Euro geschrieben hatten, zeigen nun einen Gewinn von 59 Millionen Euro. Auf Jahressicht wird mit 100 Millionen Euro Gewinn gerechnet. Das EBIT der Finanzdienstleistungen stagnierte bei 322 Millionen Euro und dürfte 2013 bei 1,25 Milliarden Euro herauskommen - kaum verändert zu den 1,29 Milliarden Euro des Vorjahres.Der Daimler-Konzern sieht sich damit auf dem richtigen Weg. Vor allem in der Pkw-Sparte sind die Ziele hochgesteckt: Mercedes will bis 2020 wieder Nummer eins im Premiumsegment werden. Dazu müssen die Schwaben mehr Autos als die bayerischen Konkurrenten BMW und Audi verkaufen und sie auch bei der Profitabilität überholen.