Stuttgart. T-Systems arbeitet an einer Nachrüstlösung, die den Zustand eines Fahrzeugs laufend überwacht und bei Störungen den Händler beziehungsweise die Werkstatt informiert. Diese können dann direkten Kontakt mit dem Kunden aufnehmen und gegebenenfalls sofort einen Werkstatttermin vereinbaren. "Wir werden die fertige Lösung zum Ende des zweiten Quartals 2014 auf den Markt bringen", kündigte Jörg Saße, Vertriebschef der Geschäftseinheit "Vernetztes Fahrzeug" bei T-Systems, im Gespräch mit der Automobilwoche an. Das System besteht aus einem ODB2-Adapter, der ins Fahrzeug eingesteckt wird und die Daten laufend an das Smartphone des Kunden sendet. Eine App setzt die Daten in Diagnoseinformationen um, die wiederum an einen Backend-Server übertragen werden. Der Händler kann auf diese Daten über eine webbasierte Oberfläche jederzeit zugreifen. Kommt es im Fahrzeug zu technischen Problemen oder geht zum Beispiel die Service-Lampe an, informiert das System den Händler unverzüglich.
Das System wird seit September beim fünftgrößten Mercedes-Händler in Deutschland, dem Autohaus Jürgens, getestet. Auch das Autohaus Schade in Eisenach erprobt die Nachrüstlösung. Laut Saße kommen weitere Mercedes-Händler dazu: "Wir sind auch mit anderen Herstellern im Gespräch." Ziel des Tests ist nicht nur die konkrete Erprobung unter Live-Bedingungen. Saße legt auch Wert darauf, dass die Prozesse bei den Händlern so angepasst werden, dass die Lösung voll in die bestehenden Systeme integriert werden kann. Außerdem will T-Systems erfahren, wie die Kunden die Lösung annehmen.T-Systems ist im Ranking der Automobilwoche mit einem Umsatz von 750 Millionen Euro im Jahr 2012 der mit Abstand größte IT-Dienstleister der Autoindustrie in Deutschland. Das Sammeln und Auswerten großer und unstrukturiert anfallender Daten in Echtzeit (Big Data) wird unter Experten als der wesentliche Schlüssel künftiger Geschäftsmodelle gesehen. Bei T-Systems übermittelt der OBD2-Adapter den Kilometerstand, den Öl- und Batteriestatus zusammen mit der Fahrzeugidentifikationsnummer. Außerdem wird ein Meldung beim Aufleuchten von Warnlampen übertragen.Fahrzeugdiagnose per Funk
T-Systems bringt Nachrüstlösung für Händler
T-Systems testet ein System zur Onboard-Diagnose, das Händlern und Werkstätten den direkten Kontakt zum Fahrzeug ermöglicht. Damit sollen vor allem Kunden gehalten werden.
Für 1,50 Euro pro Monat
Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks verdienen Händler im Neuwagengeschäft wenig bis nichts. Umso wichtiger sind die Aftersalesaktivitäten. Allerdings verlieren die Händler mit Auslaufen der Garantiefristen viele Kunden an günstigere freie Werkstätten. Mit der Nachrüstlösung von T-Systems soll die Erosion eingedämmt werden, indem die Händler ihren Kunden einen Zusatznutzen in Form der Onboard-Diagnose bieten können. Sie können bei akuten technischen Störungen erste Informationen mit Handlungsanweisungen auf das Smartphone des Kunden schicken. Der Kommunikationskanal kann auch dazu dienen, allgemeine Angebote oder Werbebotschaften zu versenden.
Der Preis für die Lösung steht noch nicht endgültig fest, weil das System noch in der Entwicklung ist. T-Systems kalkuliert mit einer Größenordnung von 50 Euro über die Laufzeit von drei Jahren oder 1,50 Euro im Monat. Die T-Systems eigene CRM-Software "CustomerOne" ist bereits für die Nachrüstlösung abgestimmt. Grundsätzlich sollen alle IT-Systeme angeschlossen werden können. Heute sieht die Lösung noch keine Lokalisierung des Fahrzeugs vor. Dies dürfte aber über das Smartphone des Kunden bis zum Marktstart realisiert werden.
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