Wir erwarten uns von Indien sehr viel und investieren deshalb auch in diese Region. Im Januar haben wir die nächste Phase der Erweiterung der lokalen Pkw-Produktion gestartet. Bis zum Jahresende wird unsere Kapazität von heute rund 10.000 auf dann 20.000 Einheiten steigen. Nachdem wir zuvor bei unserem Partner Tata lackiert hatten, ist im vergangenen Oktober unsere eigene Lackiererei in Betrieb gegangen. Hier haben wir in einer ersten Stufe eine Kapazität bis zu 20.000 Fahrzeugen, die wir bei Bedarf verdoppeln können. Die Kapazitäten werden wir nicht vom ersten Tag an voll nutzen, aber unser Plan ist darauf ausgerichtet, hier vor Ort Produkte zu fertigen, die der indische Markt nachfragt und die wirtschaftlich Sinn machen.
"Wir können die Kapazität bei Bedarf verdoppeln“
Sie haben Recht. Im vergangenen Jahr betrug das Luxussegment nur etwa 31.000 Fahrzeuge, was bei einem Gesamtmarkt von 2,5 Millionen Einheiten nur 1,2 Prozent entspricht. Wir erwarten, dass das Segment bis 2020 etwa vier Prozent des Marktes ausmacht, wobei der Gesamtmarkt selbst auch wachsen wird. Dazu erhoffen wir uns zusätzliches Wachstumspotenzial, das wir uns durch unsere Produkte zusätzlich verschaffen.
Wenn man nur auf die reine Absatzzahl schaut, stimmt das, was Sie sagen. Das vergangene Jahr war aber durchaus im Rahmen unserer Erwartungen. Wir hätten mehr Fahrzeuge verkaufen können, hatten aber noch Lieferrestriktionen bei der neuen M- und B-Klasse. Zudem haben wir noch kein Angebot bei kompakten SUV und sind im Dieselmarkt Indien bei der B-Klasse bisher nur mit der Benzinversion vertreten. Dennoch sind wir mit unserer Position ganz zufrieden: Wir sind mit unseren Limousinen und den High-End SUV-Modellen nach wie vor Segmentführer.
Wir sind sehr zuversichtlich, was unsere Absatzchancen angeht. Im Juni bringen wir mit der A-Klasse das erste Kompaktmodell auf den indischen Luxusmarkt. Wir begründen damit ein völlig neues Segment. Die Reaktionen auf das Fahrzeug sind geradezu euphorisch. Außerdem kommt im Sommer die B-Klasse mit Euro-4-Diesel, was für weiteres Volumen sorgen dürfte.
Die neuen Kompakten werden sogar einen sehr wichtigen Beitrag für unser Absatzwachstum in Indien leisten. Generell wird bis 2020 mehr als die Hälfte unseres Absatzes durch Fahrzeuge generiert werden, die wir jetzt noch nicht im Portfolio haben.
Sie können davon ausgehen, dass wir die Fahrzeuge, die wir in großen Stückzahlen in Indien verkaufen, nach Möglichkeit auch hier lokalisieren. Seit Oktober letzten Jahres produzieren wir die M-Klasse aus SKD-Bausätzen, und noch in diesem Jahr kommt die GL-Klasse dazu. Für Kompaktwagen ist die Lokalisierung ganz sicher eine interessante Option, eine Entscheidung dazu gibt es allerdings heute noch nicht.
Wir haben hier 1994 als erster Premiumhersteller eine Pkw-Fertigung aufgebaut. Unsere CKD- und SKD-Produktion ist auf einem Weltklasse-Niveau. Ich fokussiere mich deshalb auf unsere Strategie für nachhaltiges und profitables Wachstum. Für dieses Jahr haben wir ein Programm namens "Mercedes-Benz Offensive 2013" aufgelegt, das auf vier Säulen steht: Wir wollen erstens das Produktportfolio erweitern und bestehende Produkte noch besser auf die Bedürfnisse der indischen Kunden abstimmen. Zweitens bauen wir das Händlernetz aus und wollen den Service in der Fläche deutlich verbessern. Drittens wollen wir die Faszination der Marke stärken - etwa durch verschiedene Fahr- und Erlebnisevents für Kunden. Und viertens haben wir ein Set von Finanzierungs- und Leasingprodukten, Serviceverträgen, umfangreichen Garantieleistungen und Road Side Assistance in ganz Indien entwickelt, was zu attraktiven und klar kalkulierbaren "Total Costs of Ownership" führt.
Wir haben derzeit 58 Händlerbetriebe und bauen das Netz in diesem Jahr um sechs Betriebe aus. Noch wichtiger ist aber, dass wir den Kunden an jedem Standort einen exzellenten Service anbieten können. Das ist in Indien eine Herausforderung, weil es dort kein Ausbildungssystem gibt. Wir bieten deshalb eine Art betriebsinterne Ausbildung für die Mitarbeiter unserer Händler an. Unsere Gesamtinvestition für unsere Pkw-Aktivitäten in Indien liegt bei rund 120 Millionen Euro inklusive des angesprochenen Kapazitätsausbaus. Unsere Händler investieren jetzt nochmals 80 Millionen Euro.
Wir wollen die Faszination der Marke erlebbar machen und hoffen, damit auch neue Kunden anzusprechen. Wir werden in unserem Kundencenter auf dem Werksgelände in Pune ein Dreamcar-Center einrichten, wo das ganze Portfolio von Mercedes gezeigt wird. Dazu bieten wir Werksführungen an und geben den Kunden die Gelegenheit, auf unserer eigenen SUV-Teststrecke die Fahrzeuge zu fahren. Auch die AMG Driving Academy ist hier in Indien. Außerdem wollen wir mit Events in den Städten und Regionen für unsere Marke werben.
Das ist sehr wichtig, weil wir eine ganze Reihe von sehr wettbewerbsfähigen Angeboten rund um das Thema "Total Cost of Ownership" entwickelt haben, wie es in etablierten Märkten üblich ist. Als einziger Hersteller können wir zum Beispiel über unsere eigene Gesellschaft Leasing anbieten. Dazu kommen Finanzierungen und Versicherungen. Unter dem Begriff "Star Ease" erhält der Kunde einen Servicevertrag, der unterschiedlich gestaltet werden kann, jedoch während der Laufzeit völlige Kostentransparenz bietet. Wir haben mit drei Jahren Laufzeit die umfangreichste Garantie aller Hersteller in Indien. Das kann ohne eine Kilometerbeschränkung nochmal um ein Jahr verlängert werden. Dazu kommt ein flächendeckender Pannendienst in ganz Indien. Dazu kommt, dass Mercedes laut unabhängigen Experten die höchsten Wiederverkaufswerte in Indien hat. Außerdem versuchen wir, die nächste Generation von Kunden mit attraktiven Gebrauchtwagenangeboten zu erreichen. Mit "Proven Exclusivity" haben wir bereits ein Gebrauchtwagenprogramm im Markt, das unseren Kunden geprüfte Mercedes-Benz Qualität zu attraktiven Konditionen mit Gebrauchtwagengarantie und maßgeschneiderten Finanzdienstleistungen bietet. Alles zusammengenommen sind wir sehr gut aufgestellt.
Das wichtigste Ziel ist nachhaltiges und profitables Wachstum. Die Basis dafür ist erstens, unsere treuen Mercedes-Kunden maximal zufriedenzustellen und zweitens, ein hochattraktives Produktangebot zu schaffen, mit dem wir viele neue Kunden erreichen. Daraus ergeben sich dann die Absatzahlen. Wir befinden uns im Wettbewerb und sind natürlich ehrgeizig.