Stuttgart. Daimler sieht eine Erholung wichtiger Fahrzeugmärkte und rechnet im zweiten Halbjahr mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung gegenüber den ersten sechs Monaten. Dennoch wird der Gewinn des Stuttgarter Autoherstellers insgesamt und der Ertrag der Pkw-Sparte im Gesamtjahr rückläufig sein. "Wir erwarten im zweiten Halbjahr etwas Rückenwind", so Daimler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf das Pkw- und Lkw-Geschäft bei Vorlage der endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal. Außerdem will Daimler von der Einführung neuer margenstarker Produkte und von Kosteneinsparungsprogrammen profitieren. Die weltweite Pkw-Nachfrage dürfte 2013 zwischen zwei und vier Prozent zulegen - im Wesentlichen getrieben durch China und die USA. "In Westeuropa dürfte die Talsohle erreicht sein und die Märkte langsam wieder anziehen", so Zetsche. Ähnlich sei die Entwicklung bei den Lkw: In Westeuropa gebe es eine Bodenbildung und im NAFTA-Raum stabilisiere sich die Nachfrage.
Daimler hat am zwölften Juli bereits vorläufige Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht und die Jahresprognosen bekräftigt. Im ersten Halbjahr stagnierte der Konzernumsatz bei knapp 55,8 Milliarden Euro, obwohl Daimler die Verkäufe um drei Prozent auf 1.107.423 Pkw, Lkw, Transporter und Busse steigerte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 41 Prozent auf 6,16 Milliarden Euro zu. Dazu trug ein Sondereffekt von 3,2 Milliarden Euro aus dem Verkauf der restlichen Anteile am Europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS bei. Ohne diesen Effekt wäre das EBIT auf 2,96 Milliarden Euro zurückgegangen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 4,36 Milliarden Euro verdient wurden. Aufgrund von EADS stieg das Nettoergebnis im ersten Halbjahr 2013 um 72 Prozent auf 5,15 Milliarden Euro.Für das Gesamtjahr prognostiziert Daimler weiter ein höheres Absatzvolumen und einen steigenden Konzernumsatz. Das EBIT werde rückläufig sein, wobei sich hier auch die wegfallenden Ergebnisbeiträge von EADS niederschlagen. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Daimler 2.198.029 Fahrzeuge verkauft, 114,3 Milliarden Euro umgesetzt und ein EBIT von 8,62 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Konzerngewinn betrug knapp 6,5 Milliarden Euro.Daimler ist optimistisch für das zweite Halbjahr
Auch in der Pkw-Sparte, die 2012 ein EBIT von 4,4 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, dürfte der operative Gewinn im Gesamtjahr zurückgehen. "Wir haben in diesem Jahr erhebliche Anlaufkosten für die Modelloffensive. Außerdem ist die Auswirkung unserer neuen Produkte auf den Gewinn noch begrenzt", so Zetsche. Die im April gestartete stark modellgepflegte E-Klasse etwa kommt nun schrittweise in die Weltmärkte. In den USA steht die Markteinführung der Mittelklasse-Limousine noch bevor. In China geht die Langversion erst im September an den Start. "Bei der S-Klasse werden wir erst im vierten Quartal nennenswerte Ergebnisbeiträge sehen", so der Manager. Dennoch soll sich die Profitabilität der Sparte im Jahresverlauf verbessern, nachdem der Tiefpunkt mit einer Marge von 3,3 Prozent im ersten Quartal lag. Im zweiten Quartal belief sich die Rendite bei einem Umsatz von 16,3 (Vorjahreszeitraum: 15,36) Milliarden Euro und einem Ergebnis von 1,04 (Vorjahreszeitraum: 1,34) Milliarden Euro auf 6,4 Prozent (Vorjahreszeitraum: 8,7 Prozent). Während der Absatz um neun Prozent auf das Rekordniveau von 404.700 Pkw zulegte, drückte der vergleichsweise hohe Anteil von margenschwächeren Kompaktmodellen auf den Gewinn. Dazu verzeichnete die Sparte eine Kostenbelastung von 554 Millionen Euro, mehr als die Hälfte davon entfielen laut Finanzvorstand Bodo Uebber auf neue Technologien und den Kapazitätsausbau: "Im zweiten Halbjahr wird die Kostenbelastung geringer werden."
Dazu soll auch das Effizienzsteigerungsprogramm "Fit for Leadership" beitragen, das bis Ende 2014 eine Einsparung von zwei Milliarden Euro bringen soll. Im laufenden Jahr will Daimler rund 670 Millionen Euro erreichen. Davon sind laut Zetsche im ersten Halbjahr 30 Prozent hereingeholt worden: "Damit sind wir sehr zufrieden. Wir sind sicher, dass wir das Ziel bis Jahresende mindestens erreichen werden." Während er auch für das Jahr 2014 mit einem steigenden Gewinn rechnet, ließ er weiter offen, wann Mercedes-Benz Cars die Zielrendite von zehn Prozent schafft.Auch die Lkw-Sparte, die im ersten Halbjahr unter den schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen in den wichtigen Kernmärkten Europa, USA und Brasilien gelitten hatte, rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einer Belebung des Geschäfts. Das EBIT dürfte in der Größenordnung des Vorjahres bei rund 1,7 Milliarden Euro liegen. Im ersten Halbjahr hat Daimler Trucks einen Gewinnrückgang von 39 Prozent auf 550 Millionen Euro erlitten. Der Umsatz war um nur drei Prozent auf knapp 15 Milliarden Euro zurückgegangen.
Die Transporter prognostizieren ebenfalls für das Jahr 2013 einen stabilen Gewinn (2012: 541 Millionen Euro). In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat sich das EBIT um 22 Prozent auf 285 Millionen Euro abgeschwächt. Die Bus-Sparte, die im zweiten Quartal 2012 noch einen Verlust von 59 Millionen Euro geschrieben hatte, kam nun auf einen Gewinn von 27 Millionen Euro. Im Halbjahr bleibt aber immer noch ein Minus von vier Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: minus 164 Millionen Euro). Die Situation soll sich im laufenden Jahr weiter verbessern. Der Gewinn der Finanzdienstleistungen ging in den ersten sechs Monaten um sieben Prozent auf 633 Millionen Euro zurück.Insgesamt zeigte sich Zetsche mit mit der Zwischenbilanz zur Jahresmitte zufrieden: "Unser Ergebnis hat sich im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres wie angekündigt deutlich verbessert und die Markterwartungen übertroffen. Das ist ein Fortschritt in unserer Ergebnisentwicklung, aber kein Grund sich auszuruhen. Wir werden konsequent weiter an der Erreichung unserer Ziele arbeiten."
