Stuttgart. Daimler will den großen Vorsprung von BMW und Audi in China aufholen, indem man ihre wichtigsten Vertriebsexperten abwirbt. Dazu haben die Stuttgarter nun den China-Vertriebschef von BMW geholt. Er ist bereits der zweite Manager der bayerischen Konkurrenten, der in jüngster Zeit auf die Seite der Schwaben wechselte. Seit 1. November ist Duan Jianjun in der chinesischen Mercedes-Großhandelsorganisation Beijing Mercedes-Benz Sales Service Company (BMBS) für Vertrieb und Marketing verantwortlich. Der 41-Jährige kommt vom Joint Venture BMW Brilliance. "Wir werden definitiv von seinen Kenntnissen des chinesischen Marktes profitieren", sagte Nicholas Speeks, Chef der Ende 2012 gegründeten BMBS, zur Automobilwoche. In der BMBS wurde erstmals der Vertrieb importierter und in China produzierter Fahrzeuge gebündelt. Bereits im Juni hat der Stuttgarter Autohersteller in der Zentrale eine "Vertriebssteuerung China" geschaffen und mit dem Ex-Audi-Manager Bernhard Auer besetzt. Im Rennen um die Spitze im weltweiten Premiumsegment kommt dem schnell wachsenden chinesischen Markt eine Schlüsselrolle zu. Dort ist Mercedes nach Managementfehlern weit abgeschlagen: In den ersten neun Monaten haben die Schwaben den Absatz nur um acht Prozent auf 168.919 Einheiten gesteigert. Bei Audi betrug das Plus 20,6 Prozent auf 358.213 Fahrzeuge, bei BMW 20,2 Prozent auf 284.964 Einheiten. Um das China-Geschäft zu drehen, hat Daimler im Dezember 2012 ein eigenes China-Ressort im Vorstand geschaffen und mit Hubertus Troska besetzt.
Mercedes wirbt BMW-Experten ab
Daimler hat mit der Pkw-Marke Mercedes hohe Ambitionen auf dem chinesischen Markt, ist im vergangenen Jahr aber durch nicht-wettbewerbsfähige Vertriebsstrukturen unter die Räder gekommen. Im Gegensatz zu den Konkurrenten Audi und BMW unterhielten die Stuttgarter zwei getrennte Vertriebsorganisationen - einmal für importierte Fahrzeuge und einmal für die lokal im Joint Venture mit der chinesischen BAIC gefertigten Autos. Die Großhandelseinheiten machten sich gegenseitig Konkurrenz beim Händler und dadurch das Geschäft kaputt. Die Marke Mercedes hat im Jahr 2012 die Verkäufe gerade einmal um 1,5 Prozent auf 190.485 Fahrzeuge erhöht. Zum Vergleich: Audi wuchs um knapp 30 Prozent auf 405.838 Fahrzeuge, BMW um über 40 Prozent auf 326.444 Einheiten. In China will Mercedes bis 2015 auf ein Volumen von 300.000 Einheiten kommen. Davon sollen zwei Drittel aus lokaler Produktion stammen.